Lagunenroute, Bolivien

Belize (vom 14.01.17)

Der mexikanische Zoll bestätigt uns beiden im Pass die Ausreise, unser Auto hatten wir ja für zehn Jahre importiert, also brauchten wir auch keine Kaution zahlen und nun wieder zurückverlangen. Um die Rücksendung der Zollpapiere können wir uns in neun Jahren immer noch kümmern. Natürlich war ein Grenzhelfer der Erste, der uns in Belize vor der Zollhalle freundlich begrüßt. Er bietet seine Dienste selbstverständlich kostenfrei an ;-). Doch wir wollen es gerne alleine probieren, muss doch gehen! Geht auch, wenn man einer gelangweilten Angestellten mit dick rosa geschminkten Lippen erklärt hat, wieso man nach Belize möchte (Hää? - Geld ausgeben und das tolle Land bewundern! Was sonst?) und einer doppelt so schrecklichen Person erklärt hat, dass man mit seinem eigenen Pickup-Camper ins Land möchte. Sie denkt nicht, dass es sich um einen Camper handeln kann, weil sie noch nie von einem "Nissan Camper" gehört hat. Auf Nachfrage bei einem ihrer Kollegen stellt sich heraus, dass dieser Eintrag auch völlig belanglos und nur für die Statistik ist. Inzwischen hat die dralle Erscheinung mindestens 20 private Nachrichten beantwortet und mit zehn Personen laut lachend Witze am Telefon ausgetauscht. Nun, nach einer knappen Stunde haben wir alle Stempel. Dann kaufen wir knapp hinter der Grenze eine Autoverscherung für 7 Tage zu 29 Belize-Dollar (der ist 1:2 an den US-Dollar gekoppelt).
Belize erscheint uns aufgeräumer als erwartet. Viel Fläche, die ursprünglich mal Dschungel war, ist allerdings abgeholzt. Es ist alles grün und manchmal fühlen wir uns an Gegenden Norddeutschlands erinnert, abgesehen von den Palmen.

Wir erreichen die Marina "Old Belize", südlich von Belize City.
Ach so, in Belize wird englisch gesprochen, jedenfalls offiziell und auf dem Papier. In Wirklichkeit ist aber das Spanische genauso verbreitet. Viele sprechen Creol, Garifunda oder Mischungen aus diesen Sprachen bzw. Dialekten. Dabei hat ganz Belize doch nur etwa zwei Drittel der Einwohner Duisburgs.

Der Zoo von Belize ist eine Privatgründung. Er kostet für Ausländer eine Menge Geld, mehr als viermal soviel wie für Einheimische, ist aber jeden Taler wert. Der Belize Zoo beherbergt verletzte und von den Behörden konfeszierte Tiere. Alle Tiere sind im Dschungel von Belize und Gatemala zuhause. Oft sollten sie als "Haustiere" weiterverkauft werden und können nicht mehr ausgewildert werden. Wir haben Glück und bekommen gegen etwas Kleingeld eine "VIP-Führung" eines Mitarbeiters aus dem Raubtierbereich. Die Angestellten arbeiten täglich mit den Tieren, uns so können wir einen "High Five" mit einem Jaguar aus nächster Nähe bestaunen. Black Howler Monkeys, Spider Monkeys, Tapire, Grey Fox, Ozelot, Jaguar, Schlangen, Krokodile, Nasenbären, Adler, Papageien und Tukane sowie viele andere Tiere dürfen wir hier bestaunen. Wir ahnen noch nicht, dass wir vielen von Ihnen bald im Dschungel begegnen werden.

Belmopan ist die Hauptstadt von Belize. Dass wir fast hindurchfahren, fällt uns kaum auf. Belmopan ist etwa dreimal so groß wie unser Heimatdorf Bissingeim und verdankt seine Rolle als Hauptstadt den Hurricans, die an der Küste bei Belize City oft für Verwüstungen sorgen. Ist ja auch blöd, wenn man sein Regierungsgebäude dauernd neu bauen muss. Wir übernachten am Belize River an einer Nebenstraße. Morgens kommen Kanufahrer und Radrennsportler vorbei.

Spanish Lookout ist ein abgelegener, kleiner, im Kern extrem aufgeräumter Ort, in dem es viele Geschäfte für PKW, LKW und Landmaschinen gibt, obwohl der Ort "sowas von ab vom Schuß" liegt. In der Umgebung gibt es Siedlungen der modernen Menoniten, die einen großen Teil der Landwirtschaft von Belize betreiben. Viele der gläubigen, ehemals aus Deutschland eingewanderten Menschen sieht man an den Straßen, um ihre Produkte anzubieten.

Dann auf in Richtung Grenze. Tikal wartet auf uns!


Guatemala (vom 20.01.17)

Die Zollgelangweilten am belizianischen Teil der Grenze tragen in etwa den gleichen Gesichtsausdruck wie die bei der Einreise. Doch diesmal wollen sie Geld! Belize hat eine Ausreisegebühr! Dagegen sind die Guatemalteken extrem freundlich und bemüht. Wir müssen allerdings diverse Fotokopien beibringen, auch von ganz aktuellen Stempeln im Reisepass. Dabei zeigt sich der Vorteil unseres mitgebrachten, kleinen Universalkopierdruckers. Der Grenzbeamte traut seinen Augen kaum, als wir in Rekordzeit alles ohne Grenzhelfer parat haben, und klebt uns noch schnell den Autoimportsticker in die Scheibe.
Ab jetzt sind wir ohne Autoversicherung unterwegs. Irgendwie zunächst ein komisches Gefühl. Viel komischer aber ist der Gedanke, dass die meisten anderen Fahrzeuge auch keine Versicherung haben.

Knapp hinter der Grenze führt uns eine miese Piste hinein in den Dschungel zur Mayastätte Yahia, nur dreißig Kilometer von Tikal entfernt. Elf Kilometer oder eine gute halbe Stunde lang hoppeln wir über eine richtig schlechte Straße. In Yaxha können wir gleich zum Museum, das über einen nach schlechteren Weg zu erreichen ist. Bei Regen dürfte der Rückweg im Lehm oder auf den Felsplatten für Fahrzeuge ohne Allrad schwierig werden.
Es gibt tolle Fußwege durch die Ausgrabungsstätte im Dschungel. Ein richtiger Dschungelpark, fast ohne Besucher! Neben Naturbobachtungen und dem ganzen Archäologiekram genießen wir besonders das Umherstreifen durch den tropischen Wald. Steile Pyramiden säumen unseren Weg, Brüllaffen brüllen oben in den Bäumen und die viel aktiveren Spidermonkeys queren Wege in Baumwipfelhöhe. Besonders schön ist es anzusehen, wie sich die Affenkinder mutig in das Zweigwerk hineinwerfen, um dort irgendwie Halt zu finden und dann weiter zu klettern.
Das Campingareal ist gleich am Museum. Die Duschen sind Palmblattverschläge mit Plastiktüten als Duschvorhang. Aber alles erfüllt seinen Zweck. Ein Graufuchs hat auch sein Revier hier am Museum. Alles in allem erleben wir in Yaxia ein tolles Ambiente!

Tikal, sicher einer der Höhepunkte unserer Reise, liegt einige zehn Kilometer von der Panamericana entfernt. Nach dem Kauf des Tickets wird die Zeit gestoppt, und wer weniger als 25 Minuten zur Ausgrabungsstätte benötigt, darf extra zahlen. Oben kann man gleich auf dem Camping "einchecken" und abends zum Sonnenuntergang die Pyramiden besuchen. Klasse!
Nachdem wir bereits am Vorabend ein Gefühl für die Weitläufigkeit des Geländes bekommen haben, machen wir uns nach dem Frühstück auf die "Dschungeltour". Brüllaffen liegen regungslos in den Baumwipfeln, während Spideraffenfamilien durch die Baumwipfel klettern. Natürlich sind die kleinen jungen Äffchen wieder besonders nett zu beobachten. Manchmal muss die Mama Brücke zwischen den Bäumen spielen. Hoffentlich hat der Mensch Verstand und lässt den Tieren in Zukunft ihren Lebensraum! Die abgelegenen Bereiche von Tikal werden offenbar nur selten besichtigt. Wir legen hier zu Fuß knappe zehn Kilometer zurück. Großartige Ausblicke! Vor allem von den Pyramiden und Tempeln hinunter auf die großzügigen Plätze.

Unser erster Besuch in einer Einkaufsmall in Guatemala bei Flores: Sehr freundliches und fittes Personal im Laden und an der Kasse, sehr kompetenter Handyservice, beim Versuch unsere Handys mit einer Zentralamerika-SIM auszustatten und überall zufriedene Menschen. Laut Umfrageergebnissen liegt Guatemala weltweit ziemlich vorne in Sachen Zufriedenheit. Gleichzeitig lebt aber über die Hälfte der Menschen nach unseren Maßstäben in materieller Armut. Unsere europäischen Maßstäbe lassen sich hier aber überhaupt gar nicht anwenden, zu unterschiedlich sind die Bedingungen und Ansprüche. Internationale Großbetriebe sind durch ihre Einmischung allerdings dabei, der Landbevölkerung mehr und mehr ihre gewohnte Lebensgrundlage zu entziehen.

Der Urlauberort "Isla del Flores" liegt auf einer Insel im Lago de Peten Itza und lebt vom Tourismus. Das Wasser im See ist gerade extrem hoch. Es gibt viele Stege und Uferpromenaden, die vom See überspült werden.
Abends geraten wir in ein großes Volksfest. Es gibt drei eher kleinere Riesenräder und viele kleinere Fahrgeschäfte. Besonders auffällig sind die einfallsreichen Antriebe. Entkernte Pickups (außer Rahmen, Antriebsstrang und Fahrersitz mit Bedienkulisse steht nichts mehr) treiben das Riesenrad über eine Felge und ein Drahtseil an, das um das komplette Riesenrad gewickelt ist. Es funktioniert! Erstaunlich, wieviel Spaß man ohne TÜV und Umweltauflagen haben kann ;-). Überall erschallt laute, dröhnende Musik, bei der jeder den anderen übertönen möchte. Aufgebrezelte Mädels und coole Jungs zeigen sich mit ihren Mopeds.

Am nächsten Tag sehen wir gleich zwei große Umzüge. Ein christlicher Umzug von verschiedenen Gemeinden findet auf der Insel mit lautem Feuerwerk, Gesang und Musik statt. Gleich vor der Insel ein Cowboy- und Indianer-Umzug. Und abends wieder auf die Fahrgeschäfte an der Festwiese! Hauptsache bunt und laut.

Auf dem Weg in  Richtung "Lago del Izabal" durchfahren wir eine grüne Wildnis mit wenigen Orten. Die runden Hügel sind extrem steil uns trotzdem beurwaldet.
Von entgegenkommenden Lastwagenfahrern vorgewarnt, sehen wir einen brenneden Lastwagen auf unserer Spur in einer Kurve. Sein rechter hinterer Zwilling hat sich in Brand gesetzt und droht, den Vorderreifen des geladenen, nagelneuen Traktors in Brand zu setzen. Der Fahrer ist sehr aktiv und versucht gerade, den Traktor zu lösen. Sein feuerlöscher ist schon leer (oder er war es schon vorher). Wir halten knapp hinter dem Laster und wollen Hilfe anbieten. Aus der nahen Besiedlung kommen aber schon helfende Hände mit vollen Wassereimern und kurze Zeit später ist das Feuer im Griff. Außer dem Fahrer machen alle einen ziemlich entspannten Eindruck.

Die Ortsdurchfahrt durch den Ort Fronteras vor dem Rio Dulche ist Präzisionsarbeit. Der Parcours wird durch die vielen Geschäfte am Straßenrand, die Leute auf der Straße, die Tuctucs und durch die vielen Lastwagen ein wenig abenteuerlich. Alles ohne Versicherung.
Ein angelegter Dschungelpfad führt uns über Bambusbrücken zu einer sauber angelegten Herberge am Rio Dulche. Viele Segler, überwiegend aus Nordamerika, führt es an den Lago Izabal, den größten See Guatemalas.
Wir fahren etwa 25 km aus dem Ort heraus zu einem sehr schön gelegenen Campingplatz am See. Viele Tiere gibt es hier zu beobachten, aber auch viel Ruhe! Die Dschungeloutdoordusche an einem riesigen Lebensbaum ist einst schön gestaltet worden. Auch hier sind wir die einzigen Gäste. Es ist eine Zeit her, aber hier ist einmal jemand richitg kreativ gewesen.
Ab der Provinzgrenze nach Zacapa wirkt die Landschaft deutlich trockener. Das Grün fehlt hier irgendwie. Aber alles wirkt wesentlich aufgeräumter. Wir tanken noch vor Honduras und drei Tankwarte interessieren sich für unser Auto, da sie so etwas nicht kennen. Bei 100 Litern fragt der Tankwart ganz besorgt, ob der Tank etwa ganz leer gewesen sei? Nun ist der Tank ist randvoll und die Führung durch die Kabine hält die drei ganz vom Bezahlen ab. Irgendwann schlage ich dann vor, die Rechnung zu begleichen.
Spätestens in der Provinz Chiquimula merken wir, wie hoch der Lebensstandard hier liegt. Guatemala ist offenbar nicht gleich Guatemala.

Die Leute in Guatemala haben wir als aüßerst freundlich und aufgeschlossen erlebt. Auch Militär- und Polizeiposten zeigen sich immer freundlich und grüßen uns. Oft werden wir sogar mit Handschlag empfangen. Sie sind mit sehr einfachen Schießprügeln ausgerüstet. Ob das wohl zum Teil noch Vorderlader sind? Sie wirken auf uns jedenfalls ziemlich antiquiert. Die hohe Präsenz an Polizei und Wachleuten haben wir aber nie als unangenehm empfunden.