Lagunenroute, Bolivien

Am Golf von Mexiko (vom 27.12.2016)

Die Küste am Golf von Mexiko ist zunächst relativ verlassen und gerade nur wenig attraktiv. Leichter Regen setzt immer wieder ein und es gibt es wenig Abwechselung. Ein einfacher langer Küstenstreifen, deren Hotelanlagen wohl vor wenigen Jahren noch genutzt worden sind. Ab Veracruz wird die Landschaft immer attraktiver. Plätze zum Übernachten zu finden, ist aber sehr schwierig, da die Mexikaner mit ihren Pferden keine befahrbaren Wege brauchen, um nach ihrem Vieh zu sehen.
Catemaco mit dem drittgrößten natürlichen See Mexikos hat einen Campingplatz. Der Besitzer ist vor Ort und kümmert sich auf mexikanische Weise um das Nötigste. Am See werden Bootstouren zu unterschiedlichen Naturreservaten angeboten. Im ursprünlich gebliebenen Ort erledigen und besichtigen wir kleine Dinge und begeben uns auf den Weg in Richtung "Istmo de Tehuantepec".
Über eine sehr hohe Brücke über den Fluss wundern wir uns, denn die Brücke ist etwa so hoch wie Brücken über den Nord- Ostseekanal. An dieser "Meerenge" soll(te) einmal Konkurrenz zum Panamakanal entstehen. Ohne Schleusen (der Panamakanal hat deren drei) könnte es über cirka 260 Kilometer vom Atlantik in den Pazifik gehen! Etwa zwei Drittel sind fertig, doch für den Durchstich nach Santa Cruz im Süden sind über 200 Meter hohe Berge zu durchstoßen. Die USA hatten einmal "Hilfe" mit Nuklearsprengungen angeboten, aber die liegen jetzt wohl wieder ganz tief unten in der Schublade.
Den Ritt über die Mex145 nach Osten werden wir wohl kaum vergessen. Das Fahrgestell und die Inneneinrichtung unseres Auto vermutlich auch nicht. Man zahlt tatsächlich Pesos für so einen unglaublichen Mist! Die Bissigheimer Straße zum Entenfang ist dagegen eine Wohltat (ich entschuldige mich bei allen Externen für diesen lokalen Vergleich, in der Sache kennt aber doch jeder so eine Strecke, oder?)!
Eine halbwegs erträgliche, einspurige Autobahn bringt uns nach Tuxtla-Gutierrez, wo wir gegen Abend eintreffen.


Chiapas (vom 28.12.2016)

"Tuxtla Gutierrez" ist eine Großstadt und hat in der Nähe den "Canon del Sumidero". Er ist zur gleichen Zeit entstanden wie der Grand Canyon in den USA, doch ist extrem schmal. Dabei hat auch er über 1000 Meter hohe Felswände. Das sieht von der Aussichtspunkten an der Canyonkante richtig beeindruckend aus!
Wir wollen nach "San Christobal de las Casas". Wir entscheiden und ohne vorheriges Kartenstudium ganz spontan für die kostenfreie Strecke. OK - das war vielleicht falsch. Nein, das war fast sicher falsch! Trotzdem erleben wir eine grandiose Berglandschaft mit traditionellem Anbau von Passionsfrüchten. Da die Früchte frisch am Straßenrand angeboten werden, haben wir den braven - es waren meist indigene - Gemeinden verschiedene Sorten Passionsfrucht abgekauft. Erstaunlich, wie unterschiedlich die einzelnen Sorten schmecken. Mit dem, was bei uns als Saft ankommt, hat das gar nichts zu tun!
Erstaunlich auch, was für Siedlungen sich hier in den Bergen unweit der wohlhabenderen Städte gebildet haben.

San Christobal liegt wieder sehr hoch und es scheint ein interessanter Ort für Aussteiger und nordamerikanische Rentner zu sein. Unweit bewegen sich die Menschen durch einen  ursprünglichen Teil mit Marktleben und ursprünglichen Angeboten.
Hier oben schießen dir wieder die Kugeln aus dem Deoroller unter die Achsel, weil er wieder den Druck loswerden muss. Eine Saftpackung reißt komplett auf und beschert uns eine riesige Schweinerei!

Es ist Weihnachten! Ein Geknalle vom Feinsten, und das genau zu Mitternacht. Auch vorher wurde schon reichlich (und extrem laut, das Zeug würde man in Detschland nie bekommen) geknallt. Die Bescherung haben wir aber schon am Abend in aller Gemütlichkeit bei "Geschnetzeltem in Tamarindesoße" gemacht. Die Weihnachtsdeko ist in diesem Jahr kein Tannenbaum, sondern ein kleines Rentier, kunstvoll aus Reisig gefertigt. Das hatten wir bei einer jungen Frau in St. Miguel auf der Straße gekauft.

Vor der Weiterfahrt machen wir noch weitere Bekanntschaften. Ein Paar aus Oregon, Fabian in einem VW-Bus aus Hamburg sowie Ruth und Sebastian, die ihren Camper aus Kalifornien haben und auch nach Argentinien wollen.
Topes und Kurven bis nach Auga Azul! Dort finden wir wirklich schöne Kaskaden und Schwimmbecken. Der Tourismus mit den immer gleichen Angeboten von bestickten Sachen zieht sich ebenfalls die Kaskaden hoch.

Auf mögliche Straßenblockaden auf der weiteren Strecke hatten wir uns schon vorbereitet. Meist wird hier von Amis Geld erpresst, um eine lokale Begehrlichkeit zu finanzieren. Allerdings begegnen wir nur einem ziemlich freundlichen Militärposten.
Dann doch eine Blockade, mehr eine Pseudoblockade. Drei junge Mädchen wollen ihre leckeren Bananenchips an den Mann bringen. Gestikulierend und auf unsere Autotür malend werden wir uns über den Preis einig. Das erste Mal, so gestoppt zu werden war ja ganz witzig, aber das wird im Fortgang nicht nur lästig, sondern auch ziemlich gefährlich! So wollen wir diese Methode nicht weiter fördern und reagieren in Zukunft deutlich anders.

Die Chiapas-Berge sind gespickt mit Topes. Hatte ich schon gesagt, dass ich Topes zutiefst hasse?
Wir müssen unsere Typisierung ein wenig ergänzen:
- Der "Bröseltopes" ist offenbar aus magerem Beton entstanden und findet gerade sein Ende.
- Der "Erdtopes" ist meist an Baustellen zu finden. Er wird mit der Schüppe einfach aus Erde, Kies oder Müll aufgeworfen.
- Der "Autoreifentopes" wird aufgrund seiner Mobilität gerne von Polizei- und Militärkontrollpunkten eingesetzt. Auch eine Art Recycling.
- Der "Seiltopes", rechts und links mit dicken Steinen beschwert, ist etwas für kleinere Gemeinden, die sich sonst keinen Topes leisten könnten. Ein Reststück von einem alten Tau eines Schiffes reicht dazu völlig aus ns ist einfach nur nervig.
- Ja und dann ist da noch der "Wursttopes". Im Ernst, die Dinger machen Einen total verrückt! Neulich beim Kochen erwische ich mich dabei, das Gericht "Chorizo Topes" zu entwerfen. Wurst halb aufschneiden und braten oder grillen. Fertig sind die Topes. Ist doch krank, oder?

Die Landschaft der Chiapas ist atemberaubend und genau so hatten wir uns eigentlich viele Teile von Peru oder Bolivien vorgestellt. Die Berge sind mit dichtem Grün aus hohen Bäumen und Sträuchern überwuchert. Die Formen sind rund, aber steil und ragen hoch auf. Etwas Vergleichbares kennen wir aus Europa gar nicht.

Palenque ist eine alte Majastätte auf einem kleinen Hügel in einem tropischen Waldgebiet. Die Pyramiden sind ziemlich steil und hoch, so ergeben sich spektakuläre Ausblicke. Nach der antiken Stätte wandern wir über Pfade durch den tropischen Regenwald. Alles ist ziemlich feucht hier!


Die Yucatan-Halbinsel (vom 30.12.2016)

Wir machen einen kleinen Sprung nach Campeche. Die Straßen auf der Yucatan-Halbinsel machen es möglich. Die Einnahmen aus dem Tourismus werden offenbar tatsächlich investiert. Alles macht gleich einen deutlich gepflegteren Eindruck. Die Stadt Campeche hatte mal eine 2700 Meter lange Stadtmauer, ein Teil davon ist noch erhalten.

Uxmal ist eine der bedeutendsten Majastätten, daher muss man auch heute noch dafür blechen. Um auf das Gelände zu kommen braucht man tatsächlich zwei Tickets! Eines wird von Mexiko verkauft, eines von Yukatan. Zwei Kontrollen der beiden unterschiedlichen Tickets nacheinander! Wer kann das schon verstehen? Dafür - und das ist unmexikanisch - Toiletten mit Klopapier, und das sogar richtig ordentlich!
Wir sehen eine gut restaurierte Ausgrabungsstätte, die sich im Charakter von den bisher besuchten Orten wieder deutlich unterscheidet. Neben dem Ruinenkram, zeigen sich uns aber auch Nasenbären und Echsen.
Gleich nebenan gibt es ein Kakao-Museum. Sehr lohnend, denn man erfährt alles über die Geschichte des Kakaos und besucht gleichzeitung einen schönen botanischen Garten.

Zwischen Uxmal und Merida liegen beliebte Süßwasserbäder. Auf der Halbinsel Yucatan haben sich alle Flüsse in den Untergrund verabschiedet, alles ist durchlöchert. An den eingefallenen Stellen sind so genannte "Cenote" entstanden. Das sind Badegumpen in Löchern in der sonst so trockenen Gegend. Über 2000 Cenoten soll es auf der Halbinsel Yucatan geben. Die Pflanen haben Strategieen entwickelt, um das begherte Nass bis an die Oberfläche zu saugen. Das Baden in diesen Cenoten ist herrlich, weil sie eine angenehme Temperatur haben und kristallklar sind. Und jede Cenote hat einen komplett anderen Charakter, Mal ist es wie in einer Urwaldoase, mal schwimmt man in einer Tropfsteinhöhle.

An der Nordküste Yucatans gibt es reichlich Villen und Hotelanlagen. Der Sand ist fein und weiß, die Strände meist schmal und der Wind kann heftig sein. Die Gegend wird von der Polizei gut überwacht, das sichert die Gunst der Investoren. Als wir uns an den von Flamingos besiedelten Lagunenseen niederlassen, bekommen wir nach dem Abendessen auch Besuch von den aufmerksamen Staatskräften. Als klar ist, dass von uns deutschen Touristen keine Gefahr ausgeht, ist es den Ordnungshüter auch egal, dass wir gerade in einem Biosphärenreservat stehen.

Wenige Kilometer weiter liegt ein Palmenstrand mit weißem Muschelsand und lauter Kokosnüssen. Dort verbringen wir einen faulen Tag und üben das Ernten, Öffnen und Verarbeiten von Koksnüssen.

Ganz in der Nähe liegt ein  Mangrovenwald mit einer Bade-Cenote. Über einen 1,5 Kilometer langen Mangrovenkanal stakt uns ein Ortskundiger hin. Vor Ort dann ein kleines Schwimmparadies, wo man zusammen mit etwa einem Meter langen "Tarpin-Fischen" in das Süßwasser steigt. Kleinere Fische erledigen die "Pediküre". Die hier lebenden, kleinen Alligatoren werden erst abends aktiv, wusste der Guide. Hoffentlich wissen die Alligatoren das auch ;-).

Über kleine Straßen geht es nach "Piste", einem Ort, der wohl überwiegend vom angrenzenden "Chichen Itza" lebt. Fast aller touristischer Verkehr muss durch den Ort. Es ist Sylvester und wir treffen am einzigen Hotel, das auch Camping anbietet auf die Australier Marianne und Shane, mit denen wir den Abend am Pool verplaudern. Anschließend laufen wir durch den Ort, um die vielen Feste zu sehen, die zum Jahreswechsel veranstaltet werden. Die viel geübte Zeremonie ist, eine Puppe "El Viejo" (also "Der Alte") zu basteln, die die Sorgen des alten Jahres mitnimmt. Sie wird vorher mit Gaben wie Tabak und Schnaps gut gestimmt und um Mitternacht auf die Straße gezerrt und angezündet. Einige brennen lustig vor sich hin, die meisten haben Knallkörper eingearbeitet, die dann in irgendeine Richtung fliegen. Meist dürfen die Kinder die Puppen anzünden. Besonders beliebt ist diesem Jahr das Motiv "Donald Trump" ;-). "Feliz Ano Nuevo"! Das wünschen wir bei unserem Rundgang auch den gut gelaunten, mexikanischen Festrunden.

Obwohl es nun schon wieder eine Pyramidenstadt ist, bringt die Besichtigung von Chichen Itza wieder neue Ansichten. Aufgrund der Lage nahe zu der Touristenküste, ist es die am zweithäufigsten besuchte antike Stätte Mexikos. Hier sind es die vielen unterschiedlichen Reliefmotive aus Sandstein an den Bauwerken, die uns besonders auffallen. Plötzlich setzt ein heftiger Nachmittagsplatzregen ein. Alle Besucher sind sofort durchweicht, nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei und die Sonne kommt wieder heraus.
Auf dem Weg nach Cancun wollen wir noch eine kleine Cenote besuchen, doch das Einstiegsloch ist mit Maschendraht abgedeckt und niemand ist mehr vor Ort. Schwimmwesten und Gummitiere liegen noch bereit. Vermultich haben die Gäste und die Badeaufsicht den Ort bei dem Platzregen verlassen. Also fahren wir gleich durch nach Cancun.


Yucatan an der Karibikküste (vom 09.01.2017)

In Cancun treffen wir auf eine moderne Stadt mit internationalem Publikum, die so ganz unmexikanisch auf uns wirkt. Gepflegte Lokale und Straßen gibt es hier, damit der Tourismus blüht und Geld einbringt. Dafür ist alles erheblich teurer als in den anderen Teilen Mexikos. Wir besuchen die "Isla des Mujeres" (Fraueninsel), wo es mit dem Tourismus genauso aussieht. Für den Amerikaner von Welt werden ganze Flotten von Golfkarren vorgehalten. Der Amerikaner geht eben nicht gerne zu Fuß und in Cancun schon gar nicht! Dafür ist der weiße Korallensand eine Wucht. An der Lagune von Cancun reihen sich die modernen Hotels. In der Lagune leben Krokodile, daher stehen überall Schilder "Krokodile füttern verboten" (man hat ja eh nur zwei Versuche). Wir suchen etwas Abstand von so viel Trubel.

Xpu-Ha liegt weiter südlich und wir gönnen uns hier zwei Tage Karibikfeeling. Von hier aus nehmen wir die ersten Kontakte zu Reedereien für die Verschiffung von Panama nach Kolumbien.

Südlich von Tulum erstreckt sich eine lange Landzunge mit einer Dschunglestraße zum "Punta Allen". Dieser Bereich ist Nationalpark und trennt eine riesige Lagunenlandschaft vom karibischen Meer. Hier warten große Krokodile darauf, dass ihnen die Beute ins Maul schwimmt und Stachelrochen bewachen den Wasserzugang zum Meer. Von einer langen Brücke aus lässt sich das vor allem in den Morgenstunden prima beobachten.
Tulum hat sich in den letzten fünf Jahren zu einem hippen Städtchen entwickelt und die Preise haben sich vervielfacht, wir uns Einheimische erzählen. Davon können wir uns in der ersten Januarwoche durchaus überzeugen, es ist noch Hauptreisezeit. Die Luftfeuchtigkeit hält sich derzeit in Grenzen und in vielen Teilen der Welt sind noch Ferien. Das berühmte Cancun ist nicht allzu weit.

Die Ruinen von Tulum sind erheblich weniger spektakulär als alles, was wir bisher gesehen haben, doch sticht es durch seine außergewöhnliche Lage am Meer hervor. Mitten in der antiken Stätte gibt es einen Karibikstrand und kaum jemand kann bei diesen Temperaturen einem Bad im türkisblauen Meer widerstehen. Nebenbei hat man hier die Wandmalereien der Maja besonders gut studieren können.

Bacalar liegt im Inland an dem "Laguna de Bacalar" (Laguna bedeutet hier soviel wie See, nicht Lagune). Der See soll sieben Farbschattierungen aufweisen. Wieviele auch immer, die Farben sind wirklich einen intensiven Blick wert. Da das Ufer bewachsen ist und geschützt werden soll, geht der Badegast über lange Stege ins Süßwasserbadeparadies.

Auf einem wunderschön am Meer gelegenen Campingplatz bei Chetumal erledigen wir allerhand Papierkram. Angebote für die Verschiffung nach Südamerika müsssen geprüft und Vorbereitungen für die Grenzübertritte in den mittelamerikanischen Staaten getroffen werden.