Lagunenroute, Bolivien

Los geht's (geschrieben am 14-07-2016)

Tag der Abreise! Da die letzte Zeit recht turbulent war, hatten wir erst heute Morgen so richtig Gelegenheit zu realisieren, was wir da gerade machen. Vom größten Teil der Familie und von Freunden hatten wir uns schon gebührend verabschiedet und so war es nur eine kleine Delegation, die uns zum Bissingheimer Pendel begleitete. Es war gut, mit dem Zug zu fahren, denn so bestimmt der Zugführer, wann es losgeht. Der ICE nach Frankfurt wurde ab Köln so voll, dass die Fahrt unterbrochen wurde. Alle, die keine Reservierung hätten, sollten in einen Bummelzug nach Limburg umsteigen. Sehr witzig! Der wäre dann aber mal richtig voll geworden und wahrscheinlich gar nicht gefahren. Also habe das die Fahrgäste zusammen ausgesessen. Und - geht doch! Wir hatten mit reichlich Luft geplant und so noch ein Nickerchen in einem kleinen Park in der Nähe des Flughafens einlegen können. Der Flug verlief weitgehend unspektakulär, abgesehen von einigen Turbulenzen und einer umflogenen Gewitterzelle. Insgesamt also langweilig - gut so! Dann durch die Formalitäten. Im Flugzeug bekamen wir bereits das Einreiseformular. Am besten alles mit "Nein" beantworten. Ob wir in letzter Zeit auf einem Bauernhof waren? Ob wir vor haben, auf eine Farm zu fahren? Ob wir Waffen dabei haben? Tatsächlich war der Empfang am Immigrationsschalter sehr freundlich, als wir unser Vorhaben geschildert haben, geradezu warmherzig. Allerings zeigte unsere innere Uhr bereits nach Mitternacht. Dann die Bushaltestelle suchen, Linie 320. Zusammen mit einem schottischen Ehepaar fuhren wir die 30km Richtung Halifax. Wegen Brückenarbeiten zwischen Dartmouth und Halifax noch einmal umsteigen. Dabei empfing uns David, ein freundlicher Kanadier, der einen ähnlichen Weg hatte. Er begleitete uns bis zu unserem Hotel und erzählte schon Einiges über Halifax und die Kanadier. Für uns gefühlte 3 Uhr morgens, Ortszeit 22 Uhr und es brauchte nicht mehr viel, um ins Bett zu fallen.


Halifax (geschrieben am 14-07-2016)

Halifax liegt an einem breiten Atlantikarm, über den wir bereits mit dem Bus gefahren sind und der die beiden Städte Dartmouth und Halifax trennt. Dartmouth ist eher der Teil zum Wohnen, während in Halifax das Leben spielt, die Arbeit lockt und sich neben dem Hafen die Banken etabliert haben. Hier wird reichlich gebaut, das Geld muss 'raus. Vor allem gläserne Türme sprießen in den Himmel. Die älteren und niedrigeren Gebäude werden gesäumt von Hochhäusern. Allerdings sind die ganz alten Gebäude im nördlichen Teil rar, weil 1917 eine schwere Explosion eines französischen Munitionsschiffes nach einer Kollision hier eine große Fläche dem Erdboden gleich gemacht hat. Große Wrackteile wurden über drei kilometer weit entfernt aufgefunden.
In Halifax gibt es viele kleine Kirchen und Uhrentürme. Der "Habourwalk" entlang des Hafens ist abwechselungsreich und äußerst sehenswert. Immer wieder begegnet uns der Harbour-Hopper, ein als Schiff verkleideter Wagen, denken wir. Doch dann sehen wir ihn plötzlich auf dem Wasser! Also ein richtiges Amphibienfahrzeug. Davon gibt es hier mindestens drei, und die begegnen uns alle Nase lang. In den Hauptreisezeit ist der Hopper ziemlich gut gebucht.
Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. PKW haben in Nova Scotia nur vorne Nummernschilder. Vor den dünnwandigen, holzverkleideten Häusern stehen große Pickups, die sich langsam und gemütlich durch die Straßen bewegen. Hier kann man als Fußgänger noch sicher leben! Auch die Sicherheit der Arbeiter wird groß geschrieben. Sahen wir einen Maler ein Oberlicht im ebenen Erdgeschoss in Absprunghöhe lackieren, auf einem Steiger, angeseilt und mit Gehörschutz! Sehr löblich! Überall in Parks und an Plätzen stehen bunt bemalte Holzsessel und Bänke zur freien Verfügung herum. In den Parks werden nicht nur die Sessel und Bänke, sondern auch die Oberflächen der  Abfalleimer regelmäßig gereinigt! Sag nochmal jemand was über die Schweizer.
Schön wäre es jetzt für uns, an unser Auto zu kommen. Der Frachter ist heute Morgen eingelaufen. Hafenpersonal, Zoll und "Agriculture Inspection" arbeiten auf Hochtouren. Hoffentlich klappt das am morgigen Freitag, sonst stehen wir am Wochenende auf der Straße.

Das große Hoffen ... (geschrieben am 15-07-2016)

... hatten wir uns eigentlich verkniffen, aber dann saßen wir beim Spediteur doch wie die Pennäler, die auf ihr Prüfungsergebnis warten. Nach und nach trafen unsere Mitschüler ein. Von den elf Probanden haben es heute leider nur sieben geschafft, denn wenn der Zoll die "Agriculture Inspection" nicht rechtzeitig abgeschlossen hat, steht man im Hafen vor geschlossenen Toren. Wir gehören zu den Glücklichen, die nicht übers Wochenende ausharren müssen.
Andrea und Jonas aus der Schweiz hatten kurz nach uns ihr Zeugnis erhalten und bieten an, uns in Ihrem Mietwagen, einem Dodge Charger (das günstiste Modell) mit zum Hafen zu nehmen. Vorher aber noch zum Zoll und zum Hotel. Die Zollabfertigung des Fahrzeuges erfolgt recht entspannt nach mündlicher Befragung durch den mit schusssicherer Weste ausgestatteten Zöllner, das Fahrzeug etwa vier Kilometer entfernt.
Im Hafen werden wir mit Warnweste zum Büro gefahren, nachdem uns Dagmar und Heinz den Weg gewiesen haben. Die beiden haben die Prozedur mit ihrem selbstgebauten Wohn-LKW schon hinter sich. Unsere Fahrzeuge hatten wir längst entdeckt. Beide stehen witziger Weise gleich nebeneinander. Kurze Inspektion: ein paar Öl-Spritzer auf dem Allrad-VW-Bus von Andrea und Jonas sowie eine kleine neue Delle in unserer Wohnkabine - kein Grund zur Aufregung. Auf dem Parkplatz vorm Hafen laden wir die Rucksäcke um, bringen die Nummernschilder aus dem Fluggepäck an und tauschen unsere Adressen aus. wir haben eine ganz ähnliche Route geplant. Wir sind allle sehr glücklich!
Dann Tanken, Gasflaschen auffüllen und Einkaufen. anschließend zu einem nahe gelegenen Campground in den Hammonds Plains. Dort wird einmal kräftig umgeräumt und wir verbringen den späten Abend bei sehr anregenden Gesprächen mit Dagmar und Heinz, die sich auch hier niedergelassen haben.

 

Auf nach Westen (geschrieben am 16-07-2016)

Also geht es heute erst so richtig los. Wir machen uns auf zum Five Island Park, ein beliebtes Ausflugsziel. Für uns eine kleine Pause mit schönem Spaziergang. Danach über die Lynn Road, unsere erste erste Schotterpiste in Kanada und auf den Trans-Canada-Highway Richtung New Brunswick zum Nordufer der Bay of Fundy, wo es den größten Tidenhub der Welt gibt.

 

Was in Kanada anders ist (geschrieben am 16-07-2016)

Die Bäume sind genauso grün wir überall auf der Welt, nur sind es viel mehr! Die Menschen sind äußerst hilfsbereit und helfen auch dann, wenn man keine Hilfe braucht. Die Autofahrer sind äußerst umsichtig, keiner ist hastig, keiner drängelt. An den Straßenränderen liegen keine toten Katzen, sondern tote Waschbären. Zumindest in Nova Scotia haben die PKW nur vorne Nummernschilder. Die Wände der aus Holz errichteten Häuser sind trotz der kalten Winter extrem dünn. Die Größe der Mücken entspricht etwa der der Bissingheimer Exemplare. Der Diesel kostet umgerechnet etwa 64 Eurocent. Es wird erfreulich wenig geraucht, da Zigaretten extrem teuer sind. Beim Frühstück in der Natur muss man damit rechnen, ein Streifenhörnchen auf dem Brot sitzen zu haben (das ist nicht übertrieben!). Die frechen Artgenossen durchsuchen gerne auch schon mal ein Wohnmolbil. An Streifenhörnchen ist allerdings nicht viel dran.