Lagunenroute, Bolivien

Argentiniens Norden (vom 04.05.2017)

Der Grenzpass "Paso de Jama" liegt nur noch auf 4200 Metern Höhe. Nach vielen Kilometern durch Hochebenen kommen wir zur spektakulären und kurvenreichen Abfahrt durch die Quebrada de Humahuaca. Unten angekommen wundern wir uns darüber, nach langer Zeit mal wieder richtige Laubbäume zu sehen. Hier auf der Südhalbkugel ist es Herbst und dem entsprechend haben sich die Bäume farbig geschmückt. Außerdem gibt es mal wieder richtige Häuser, also mit Putz, zum Teil sogar mit feudalem Anstrich. Im Ort Humahuaca gibt es einen Touristenmarkt, der jetzt in der Nebensaison auf Sparflamme brennt.
Unser nächstes Ziel ist die Stadt Salta, fast so groß wie Duisburg. Es gibt richtige Häuser und Nobelviertel, auch die meisten Nebenstraßen sind asphaltiert. Wir campen im Gelände des städtischen Schwimmbades, ein riesiger Pool, der nur in der Hauptsaison voll Wasser ist. Dann allerdings kann man angeblich (genau wie jetzt) trockenen Fußes das Becken durchqueren.
In den Geschäften ist es ruhig. Der "Tag der Arbeit(er)" steht bevor und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Sämtliche Fleischereien hingegen sind gut besucht. Der Fleischkonsum in Argentinien ist enorm! Beim Rundgang durch Salta kehren wir in einer der vielen Parillas ein und lassen uns von der gemütlichen Seilbahn auf den Stadtberg "Cerro Bernardo" befördern.
Auf der Ruta 40 durch die Quebrada de los Conchas fahren wir nach Cafayate. Eindrucksvolle Sandsteinformationen erinnern uns an Nationalparks in den USA. Cafayate ist ein Urlaubs- und Weinort, der mit seinen vielen Bodegas und Restaurants zu einem Glas  Wein oder einem Weineis einläd. Tatsächlich kann man in den Eisdielen zwischen verschiedenen Weinsorten wählen. Reiche Weingüter gibt es massenhaft. Die Weinernte ist vorbei, sie findet im Februar und im März statt.
Wir fahren nach Süden und es ist sehr angenehm, dass wir dabei die Sonne mittags im Rücken haben. Etwas merkwürdig ist das für uns zwar schon mit den Himmelsrichtungen. Die Sonne geht natürlich immer noch im Osten auf und im Westen unter (und das ist auch gut so!!!), aber dass sie mittags im Norden steht ...
Entlang der berühmten Ruta 40 besuchen wir nur wenige Ortschaften, dafür aber viel von der hiesigen Halbwüste. Bei einem Wüstencamp beschließen wir, über den "Paso del Agua Negro" nochmal nach Chile zu queren und kommen in "San Jose de Jachal" und am Stausee "Dique Cuesta del Viento" vorbei. Hier gönnen wir uns einen schönen, sonnigen Tag.

Paso Agua Negra (vom 05.05.2017)

Die Passquerung wird zu einem richtigen Highlight! Wir starten am Stausee in knapp 1500 Metern Höhe und müssen noch etwa 3,3 km in die Höhe! Zuerst geht es zum Zoll auf der argentinischen Seite in "Las Flores". Die Formalitäten sind schnell erledigt und zunächst bringt uns eine perfekte Asphaltstraße hinauf. Den Asphalt tauschen wir bald gegen eine breite Piste bis in ein Hochtal, wo wir in etwa 4000 Metern Höhe einen Hinweis auf den geplanten Tunnelbau am Pass finden. Die unasphaltierte "Straße" wird enger und schraubt sich meist einspurig vorbei an Büßerschneefeldern hinauf zur Passhöhe auf 4753 Metern. Bei gutem Wetter ist die Strecke mit normalen Fahrzeugen zu bewältigen. Ein wenig Schwindelfreiheit kann aber an einigen Stellen für Fahrer und Beifahrer nicht schaden! Unterwegs treffen wir auf eine kleine Motorradgruppe, die wir schon bei den Zollformalitäten gesehen haben. Auf der gesamten Strecke (mit Fotostopps und großer Pause knapp fünf Stunden)  begegnen wir nur zwei weiteren Fahrzeugen - sehr angenehm! Die Abfahrt auf chilenischem Gebiet von senkrechten (!) gut 4000 Metern bietet fantastische Aussichten auf farbige Berge und Täler! Ein ganzes Stück müssen wir noch entlang einer chilenischen Baustelle, denn auch die Chilenen möchten mit einer vernünftigen Straße zum gemeinsamen Tunnelprojekt hinauf. Die Arbeiter winken uns alle fröhlich zu. An der chilenischen Grenzstation werden wir sehr gründlich durchsucht. Das kleine Stückchen deklarierten, aber nicht legalen Käse dürfen wir noch vor Ort verspeisen. Alles gar nicht so schlimm, wie durch viele Gruselgeschichten erwartet! Weil die Grenzstation nur im Dezember rund um die Uhr besetzt ist, war es sinnvoll, nicht zu spät auf der argentinischen Seite der Cordilleren aufzubrechen. Der freundliche Migrationsbeamte fragt uns noch nach den Motorradfahrern, denn er möchte wohl schon gerne Feierabend machen - es ist Freitag. Und wir sind wieder offiziell in Chile. Die Vorräte geben nicht mehr viel her, daher werden wir morgen einen großen Einkauf starten müssen. Wir fahren noch eine kleine Strecke entlang der der künstlich angelegten, chilenischen Weinfelder, dann beziehen wir unser Nachtlager nahe einem der vielen Observatorien.