Ankommen in Ecuador und rund um Otavalo (vom 26.03.2017)
Unser erstes Ziel in Ecuador ist die Finca Sommerwind. Nach dem Grenzübertritt ist sie gut zu erreichen. Geführt wird sie von einem deutschen Paar, das vor einigen Jahren Ecuador für sich entdeckt hat. Aus einer Übernachtung werden zwei, aus zweien drei. Die Gruppe der hier zusammen kommenden Reisenden versteht sich bestens und das Gastgeberpaar Patrizia und Hans kümmert sich bestens um die Gäste. Patrizia macht extrem leckere Kuchen! Wir verlassen diesen Ort nur unter Protest!
In und um Otavalo treffen wir auf sehr aufgeschlossenene, freundliche Menschen. Die Leute machen einen fröhlichen Eindruck und lächeln uns an. Das dauernde Zuwinken ist uns schon aus Kolumbien bekannt. Die Menschen treiben auf öffentlich angelegten Plätzen sehr viel Sport. Um halb sieben geht es in der Woche los. Da wir an einem Sportzentrum übernachtet haben, werden wir wach, als sich schon Hunderte zu den Rhythmen der Vortänzerin bewegen. Auf dem berühmten Handwerksmarkt werden traditionelle und moderne Waren angeboten. In den Panaderias kosten wir von den köstlichen Obsttorten und dem leckeren Gebäck. Ach ja, unser Tank ist inzwischen zu zwei Dritteln leer und wir tanken 112 Liter bei 1,037 Dollar pro Gallone (3,785 Liter) nach! Rechnet das mal bitte in Euro!
Zusammen mit Geli und Jürgen fahren wir hinauf zur Laguna Mojanda, einem Lagunensee vulkanischer Entstehung. Wir wandern hinauf zum erloschenen Vulkan "Fuja Fuja". Wir sind zwar nicht wirklich aklimatisiert, brauchen aber trotzdem für die 550 Höhenmeter nur zwei Stunden. Oben wird es nach einer Gipfelrast ziemlich nebelig und es wird Zeit zum Anstieg. Es bleiben traumhafte Ausblicke auf den Kratersee und die Paramolandschaft unter uns.
Abends wollen wir unter anderem eine Yucca kochen. Eigentlich braucht Yucca wie Kartoffel etwa zwanzig Minuten. Nach einer halben Stunde wird die hungrige Margit ungehalten: "Was ist das denn für eine blöde Yucca?". Nach weiteren fünf erfolglosen Minuten Kochzeit sage ich: "Ich weiß, die Yucca ist schon OK!". Darauf: "Auuuhh ja!" Wir befinden uns auf 3730 Metern und natürlich wird das Wasser hier oben nur 87 Grad heiß und das bedeutet für die Garzeit: "Alles mal drei!" Über unsere Torheit amüsieren wir uns das ganze Esssen lang!
Morgens wollen wir gerade frühstücken und der Kaffee duftet. Da kommt eine junge, vierköpfige Familie zu uns und sagt, sie haben sich weiter oben festgefahren. Schieben scheint sinnlos, also geben wir ihnen Schäkel und Gurte mit den Worten "Cinco Minutos" auf den Weg. Etwas ungläubig machen sie sich auf den Weg, denn "Fünf Minuten" kann hier auch nur "vielleicht mal später" bedeuten. Aber nicht bei uns! Ihr Wagen ist nach dem starken Regen seitlich in einen Abhang gerutscht und "kuschelt" mit dem Gebüsch neben dem schlammigen Weg. Wir sind selbst etwas überrascht, dass wir den Wagen wie ein Spielzeug aus dem Schlamm befreien können, obwohl wir selbst im tiefen Matsch stehen. Alle sind froh und wir bekommen von den beiden kleinen Kindern der Familie ein "High five".
Zum ersten Mal erreichen wir die Mitte der Welt, "Mitad del Mundo". Der Äquator! Allerdings regnet es und wir warten etwas mit dem Besuch der gepflasterten Sonnenuhr. Da wir uns bereits auf der Südhalbkugel befinden, begehen wir diesen Moment gleich mit einer kleinen Obsttorte! Jenseits von Quito, aber wieder nach Norden hinaus befindet sich das große "Mitad del Mundo" mit Äquatordenkmal und zusätzlichen Museen und Informationen. Dort begehen wir den Äquatorbesuch ein weiteres Mal.
Vulkanroute in Ecuador (vom 26.03.2017)
Der Aussichtspunkt zum Vulkankrater "Pululahua" ist mit wenigen Schritten erreichbar und bietet einen fantastischen Blick hinein in den grünen Krater. Die Erde dort ist scheinbar so fruchtbar, dass jedes Fleckchen landwirtschaftlich genutzt wird.
Der Cotopaxi ist unserer Meinung nach der bisher schönste Vulkan überhaupt, jedenfalls wenn man ihn sehen kann. Mit dem Auto fahren wir hinauf auf 4632m, wobei die letzten Kilometer richtig schlecht und steil sind. Ein Equadorianer ist zurecht sehr stolz darauf, seinen Peugeot 504 von 1974 hier hinauf bekommen zu haben. Allerdings musste seine Familie die letzten vier Kilometer zu Fuß gehen ;-) . Wir wandern hinauf zur Schutzhütte auf 4864m, und sind nun 50 Meter höher als der Gipfel des Montblanc. Außerdem sind wir hier durch die Äquatorlage weiter vom Erdmittelpunkt entfernt, als stünden wir auf dem Mount Everest! Wir sind früh genug, um noch einen schönen Blick auf den Gipfel zu haben, denn nachmittags wird es meist schlechter. Beim Abstieg ziehen dichte Wolken auf und wir beginnen die Fahrt hinunter ins Tal bei wenigen Metern Sicht in Schleichfahrt. Unterwegs treffen wir auf Geli und Jürgen, die vor der Weiterfahrt auf bessere Sicht warten wollen. Wir übernachten unten an einem See, der Laguna Limpiopungo., von wo aus man thoretisch eine gute Sicht auf den Vulkkankegel haben kann. Der Morgen begrüßt uns zunächst mit Tiefnebel, wenn man das auf 3850 Metern so sagen darf. Doch dann klart es ganz schnell auf und der Cotopaxi zeigt sich von seiner besten Seite. Welch ein Anblick! Dass er noch aktiv ist, kann man an seinen Rauchwolken gut sehen. Sein letzter Ausbruch war erst im Jahr 2015.
Wir fahren ein wenig weiter südlich zum Chimburazo, mit seinen 6268 Metern (er wurde früher mit 6310 Metern angegeben) dem höchsten Vulkan Ecuadors. Bei der Vulkanumfahrung nehmen wir schon am Nachmittag unseren Übernachtungsplatz auf 4057 Metern Höhe ein und genießen die wolkenfreien Abschnitte. Wir blicken auf den nochmal 2200 Meter höher gelegenen, eisbedeckten Ort, an dem die geringste Fallbeschleunigung auf der gesamten Erdoberfläche wirkt. Außerdem freuen wir uns abends darüber, dass unsere Dieselheizung auch auf dieser Höhe einwandfrei funktioniert! Zum Frühstück begrüßt uns in diesem Hochland eine Alpaka-Herde.
Ecuadors Süden (vom 30.03.2017)
Wieder auf der Hauptroute E35 in Richtung Süden stellen wir fest, dass die Straßen in Südecuador nicht überall optimal sind. Schlaglöcher, Erdrutsche und Steine auf der Fahrbahn lenken von der fantastischen Landschaft ab. Grün, weich und trotzdem schroff zeigen sich die Berge. An den unmöglichsten Steillagen wird Ackerbau betrieben, Handarbeit macht es möglich. Im Haupttal hat man auch die im 19ten Jahrhundert geschaffene Eisenbahnstrecke als Touristenzug zwischen Durango und Quito wieder aufleben lassen. Am "Nariz del Diablo", also der Teufelsnase, hat man sich zur Überwindung der Höhe eine besondere Raffinesse einfallen lassen. Der Zug fährt vorwärts hinauf in ein totes Gleis, dann rückwärts hinauf in ein weiteres totes Gleis, um dann in größerer Höhe die Steigungsfahrt ins Tal hinauf fortzusetzen. Wir haben das Glück zur richtigen Zeit hier zu sein und können vom Mirador aus das Schauspiel ansehen.
Ingapirca ist Ecuadors bedeutendste Ausgrabungsstätte. Das Gelände ist klein und übersichtlich. Neben Mond- und Sonnentempel sehen wir die Gärten, Wohnhäuser der höher gestellten und den Inca-Trail, der mitten durch Ingapirka verläuft. Wir haben eine Privatführung mit Christian, der Spanisch, Englisch und Quichua spricht. Durch ihn erfahren wir Vieles über die noch heute lebendige Kultur und Denkweise der Inca und Canari. Von seinen Vorfahren hat der moderne, junge Mann sein Wissen um die Zusammenhänge zwischen den Gestirnen geerbt. Dass die Inca alle paar Jahre eine der im Tempel lebenden Jungfrauen geopfert haben, davon hält er allerdings auch nicht viel. Gefäßfunde in Form fröhlicher Menschen mit lachenden Gesichtern zeugen davon, dass das Leben damals sicher sehr hart war, aber auch Platz für Humor hatte. Und das ist vermutlich immer noch so!
Der "Cajas Nationalpark" ist ein ganz besonderes Naturerlebnis. Die Paramolandschaft (kann man vielleicht mit "Sehr hoch gelegenes hügeliges Grasland" übersetzten) des Parks wurde in der Eiszeit von Gletschern geformt. Sie hinterließ hierunglaublich viele Seen. Für uns bedeutet dieser Naturgenuss aber auch Wandern und Übernachten in knapp 4000 Metern Höhe. Es gibt viele Wanderwege zur Auswahl, von der Kurzwanderung bis zu mehrtägigen Touren durch das große und einsame Gebiet. Das Tourismusministerium Ecuadors macht hier und im ganzen Land inzwischen Einiges richtig!
Wir fahren über das Tal der Hundertjährigen, wo auch der Ort Vilcabamba liegt, weiter nach Süden. Die Überschwemmungskastastrophe in Peru hat uns die Weiterfahrt an Perus Küste verwehrt, daher müssen wir umplanen und versuchen, über einen kleinen Grenzübergang in den Bergen die Amazonasrute zu erreichen. Selbst hier im Süden Ecuadors sind schon reichlich Straßen beeinträchtigt. Regenfälle spülen Erde und Felsen auf die Fahrbahnen, woanders senkt oder hebt sich die ganze Fahrbahndecke. Überall quillt Wasser aus den Bergen, überall läuft das Wasser über die Fahrbahnen. Vieles wird improvisiert.