Pazifikküste in Mexiko (vom 05.12.2016)
Vor der Ankunft auf mexikanischem Festland ankert unser Schiff auf See. Aufgebrachte Mitreisende versuchen wir zu beschwichtigen. Es ist eben ein Frachtschiff. Liegeplatz, Lotse, Schlepper oder Sonstwas können schließlich dafür verantwortlich sein. Nach kurzer Zeit geht es weiter in den Hafen. Wir können das Schiff zügig Verlassen. Ein freundlicher und gut gelaunter Zöllner kontrolliert die Einfuhrpapiere für unser Auto und schon bewegen wir uns durch Matzatlan.
In Mazatlan ist die Militärpräsenz sehr hoch. Später erfahren wir, dass es hier gerade wieder Tote im Drogenkrieg geben musste. Touristen haben damit meist nichts zu tun.
An der Küste ist alles grün, die Regenzeit müsste gerade zu Ende sein. Bei Teacapan finden wir einen Platz an einer Bar unter Kokospalmen.
Die Küste ist für unseren "Baja-Blick" ungewöhnlich grün. Die Landstraßen durchziehen Wälder und Felder. Bananen, Kokopalmen und Bäume, die den Wald in zwei Ebenen einzuteilen scheinen, säumen unseren Weg. An einem umgestürzten Benzinlaster mit Anhänger trifft gerade eine Fahrzeug einer Versicherung ein. Es riecht stark nach Benzin, doch offenbar alles kein Grund zu Eile. Muss etwa noch schnell eine Versicherung abgeschlossen werden? In Mexiko ist schließlich nicht jedes Fahrzeug versichert und man darf auch nicht damit rechnen, dass jeder Fahrer einen Führerschein besitzt. Dann gibt es meist eine "Einigung", wie man uns sagte.
Am Punta Mita weiter südlich ist es zwar recht schön, aber die Mexikaner bauen dort für die Amis verrückte, eingzäunte Ferienorte. Amis fahren mit Golf-Caddys durch den Ort und Speisekarten sind gleich nur auf englisch ausgehängt. In den amerikanischen Medien wird das schöne und preiswerte Mexiko als Ort des Verbrechens dargestellt. Wie oft wurden wir von Amerikanern davor gewarnt, nach Mexiko zu fahren!
Gleichzeitig ist es ein wenig verregnet und schwül. Ein Grund mehr, weiter zu reisen.
Über die MEX200 fahren wir weiter nach Süden. Am Straßenrand gibt es Trinkkokosnüsse und viele weitere leckere Sachen. Alles "de dia", wie der Mexikaner sagt.
Die Stadt Puerto Vallente ist als Hauptort mit Flughafen entsprechend voll. Baustellen und die unsäglichen "Topes" bestimmen unsere Reisegeschwindigkeit. Außerorts läuft es flüssig, trotzdem muss man höllisch auf diese dämlichen Topes aufpassen!
Bei Aroyu Seco finden wir einen Übernachtungsplatz auf dem fast leeren Strand. Eine wunderschöne Aussicht, aber immer noch recht schwül. Ohne die vielen kleinen Sandflys wären wir gerne noch länger geblieben.
Im Inland (vom 05.12.2016)
Über die Mex80 fahren wir ins kühlere Inland. Dabei erklimmen wir treppenartig unterschiedlich hoch gelegene, fruchtbare Ebenen.
Als wir plötzlich Blasmusik hören und eine Gruppe bunt kostümierter Menschen sehen, denken wir an einen Festumzug. Ist es auch in gewisser Weise, ein Trauerfest. Der Umgang mit dem Tod und den Verstorbenen wird in Mexiko ganz anders gehandhabt.
Wir fahren vorbei an viele Plantagen der blauen Agave, aus denen die Nationalschnäpse Tequila und Mezcal hergestellt werden.
In einer Höhe von etwa 1500 Metern liegt der Campingplatz "Roca Azul", gleich am Lago de Chapula. Die Ferienanlage hatte mal besssere Zeiten, aber es gibt warme Duschen, Pools und Wifi. Auf dem Campingplatz ist auch der längst fällige Wechsel der Räder angesagt. Da wir zumeist mit Heckantrieb unterwegs sind, haben die Hinterräder inzwischen etwas weniger Profil als die Vorderen. Nach über 36000 Kilometer auch kein Wunder. Also switchen wir von vorne nach hinten. Bei der Gelegenheit überholen wir auch noch die Vorderrradbremse. Scheiben und Beläge haben wir mitgebracht, beide sind 85000 km alt. Die Scheiben sind zwar nur wenig eingelaufen, für mexikanische Verhältnisse also geradezu neuwertig.
Auf nach Guanajuato (vom 06.12.2016)
Den Lago de Chapala passieren wir entlang seines Südufers. Mit seinen 90 Kilometern Länge ist er nicht gerade klein. Die Straßen sehr, sehr unterschiedlich, und: Topes, Topes, Topes!
Hatte ich schon gesagt, das ich Topes hasse?
Diese gemeinen Straßenbuckel sollen die Geschwindigkeit reduzeren. Tun sie auch und zwar sehr effizient! Dass man dauernd bremsen, schalten und wieder beschleunigen muss, daran hat sich der Mexikaner scheinbar gewöhnt. Ich denke beim Fahren über die Konstruktion einer Topesfräse nach.
Topes gibt es in unterschiedlicher Ausführung mit unterschiedlichen Angriffszielen. Hier ein Ansatz zur Klassifizierung:
- Tarntopes: Bremsen und ggf. Inneneinrichtung
- Buckeltopes: Federung und ganze Karosserie mit Aufbau
- Seichttopes: Federung
- Aufgemalter Scheintopes: Psyche
- Spitztopes: komplettes Fahrwerk
- Rundtopes: Rahmen
- Mehrfachminitopes: Nerven.
(Ergänzugen von Leidensgenossen willkommen)
Am besten erkennt man die Topes an den kleinen Ständen, an denen Obst, Suppe oder Sonstwas angeboten wird. Manchmal sie sie auch ausgeschildert oder sogar angemalt. Brrrrrr ....
Der Weg zu einem Campground in Guanajuato ist ein wenig abenteuerlich, weil die Straßen steil und die Kehren eng sind. Ein Campground mitten in der Stadt in Hanglage? Kann das sein?
Weltkulturerbe Guanajuato (vom 07.12.2016)
Ja das kann! Wir sind auf einem Terrassenplatz, der den Blick auf die bunten Häuser an den Hängen Guanajuatos freigibt. Sehr zurecht ist diese Stadt Weltkulturerbe geworden! Eine Kolonialstadt in den Bergen auf gut 2000 Metern Höhe, die aber trotzdem so richtig mexikanisch wirkt. Feine Gässchen mit Angeboten für Touristen gehen eindeutig in der belebten Atmosphäre unter.
Vom Aussichtspunkt "Pipila" haben wir einen besonders schönen Überblick. Kirchen und Kathedralen aus der Kolonialzeit sowie bunte Häuser von heute machen die Stadt aus. Das dämliche Schachbrettmuster konnten die Spanier diesem Hügeligen Ort nicht aufzwängen. Plötzlich schlägt die Glocke der Kathedrale! Nach zwei Schlägen schaudert es mich: "Hells Bells"? Nein, es ist zwölf Uhr!
Häuser scheinen die Hänge zu überwuchern. Hindurch führt die "Panoramica", eine Straße, die auf gleicher Höhe in vielen Windungen oberhalb des Kerns die Stadt umrundet.
Wir arbeiten uns kullinarisch durch die Stadt und probieren die Angebote der Straßenhändler.
Die Markthalle von 1910 soll zu dem größten zweigeschossigen Hallen in ganz Mexiko gehören. Hier bekommt man wirklich alles, Weihnachtsschmuck, Hühner, Gemüse ...
San Miguel de Allende (vom 10.12.2016)
Der Campingplatz liegt fast im Zentrum der Stadt und ist eine Art Treffpunkt für Overlander geworden. San Miguel liegt an der häufig offiziell als "Panamercana" ausgewiesenen Strecke, die möglichst schnell von Nord nach Süd führt. Auch wir machen neue Reisebekanntschaften und treffen einige Reisebekannte wieder.
Zunächst ist eine kleine Wartung fällig. Unsere Einstiegsstufe hatte mehrere Bodenkontakte. Außerdem setzen wir kurz die Kabine ab, um die Kufen zur Ladefläche mit Vaseline zu schmieren.
Dann erkunden wir die schmucke Kolonialstadt mit ihren vielen Kirchen und Plätzen.
Eine Fotoausstellung in s/w im Banamex-Gebäude läd uns ein. Einer der Aufseher begleitet uns in einen kleinen Innenhof und pflückt uns eine Mandarine frisch vom Baum. So sind die Mexikaner!
Auf diesem Campingplatz in einem wunderschönen, innen liegenden Garten kann man es sich richtig gut gehen lassen.
Das Preisniveau steigt mit jedem Nichtmexikaner, der die Stadt für sich entdeckt. Dadurch wirkt San Miguel zwar äußerst gepflegt, wird aber immer ein wenig unmexikanischer.
Queretaro (vom 13.12.2016)
Queretaro ist eine Großstadt mit historischem Kern. Die vielen Plätze und Kirchen aus spanischen Zeiten besuchen wir von unserem Vier-Sterne-Hotel aus. Nein, wir sind nicht plötzlich übergeschnappt. Das Hotel Flamingo bietet für Wohnmobilisten im Hotelgarten wenige, improvisierte Stellplätze an. Hier nutzen wir eines der besten Badezimmer Mexikos und die Poolathmosphäre.
Queretaro ist auf seinen vielen Plätzen auf Weihnachten bestens vorbereitet. Weihnachtsdeko überall. Feste, so wie der Mexikaner sie feiert: einfach und bunt. Weihnachtsbäume werden mit viel Fantasie hergestellt. Der Gebrauchtbuchhändler fertigt ihn aus Büchern, der Gebrauchtreifenhändler aus grün lackierten Reifen. Auf den Plätzen aber ist professionelles Design gefragt. Richtige Weihnachtsbäume (in unserem Sinne) gibt es natürlich nicht. Aber man kann riesige Drahtgestelle mit grünem Glitzerband so umtüdeln und blinkende Objekte so hineinhängen, dass das Gesamtwerk insgesamt zwar immer noch kitschig, aber richtig professionell aussieht (siehe Fotos).
Außerdem gibt es in Mexiko junge Pinien, die mit viel Mühe in Weihnachtsbaumform geschnitten werden. Wem das zu teuer ist, nimmt eine einfache Zeder. Bunten Kitsch kann man schließlich überall hineinhängen.
Außer uns sind nur Barbara und Uli im Hotelgarten. Mit den beiden mexikoerfahrenen Weltenbummlern unterhalten wir uns bis in die tiefe Nacht am Pool.