Baer Lake (vom 23.09.2016)
Der Snake River geleitet uns aus dem Teton Gebirge heraus nach Jackson Hole. Das Skigebiet hier in Wyoming kann sich mit den besten der Alpen durchaus messen. Dort treffen wir den pensionierten Dieter aus Tirol. Sein Sohn plant für Millionäre in den USA Innendekorationen für deren "Wochendhäuschen". Dieter erzählt ein wenig aus dem Nähkästchen ...
Durch den "Grand Canyon of the Snake River", an dessen Hängen sich prachtvoll gefärbte Büsche schmiegen, geht es weiter nach Montpellier. Das spricht man - wir haben einen Einheimischen gefragt - "monnpilljer", genauso wie man den Ort "Boise" in Idaho "boyssie" spricht. Die französische Originalaussprache kann kaum jemand nachahmen ;-). Das Trail-Museum von Montpellier zeigt im Erdgeschoss durch Gemälde den schwierigen Weg der Siedler durch Wyoming auf dem Weg in Richtung Westen. Im Obergeschoss eine schöne Foto- und Quilt-Ausstellung. Im Untergeschoss freut sich eine ältere Dame darüber, dass wir auf unserem weiten Weg ausgerechnet "ihre" historische Eisenbahn- und Haushaltsausstellung besichtigen. Sie sagt, sie lebe in der Vergangenheit und erkundigt sich nach dem Wetter oben.
Wir erreichen den "Baer Lake", der als die "Karibik der Rocky Mountains" gilt. In der Tat hat er eine karibische Farbe und einen richtigen Strand. Palmen fehlen natürlich auf 1800 Metern Höhe und die Temperatur ist in der Sonne angenehm. Wir entschließen uns hier einen weiteren Tag zu bleiben. Das abendliche Lagerfeuer mit "Schweinefilet Wyoming" wird ein wenig verregnet und trotzdem irgendwie urgemütlich.
Den folgenden verregneten Tag nutzen wir für die Fahrt durch den Logan Canyon in Richtung "Great Salt Lake". Auch im leichten Regen strahlen Bäume und Büsche in Farben, die wir aus Europa so nicht kennen. Inzwischen in Utah suchen wir in Ogden am Salt Lake einen Waschsalon auf. Das Beste, was man aus diesem Wetter machen kann. Da wir in den letzten Jahrzehnten immer die heimische Waschmaschine nutzen konnten, ist das für uns eine ganz neue Erfahrung. Urige Typen sieht man hier. Die zwei Typen, die hier ihre Wäsche machen und gleich neben uns parken sind unvergesslich. Dass die beiden gleichzeitig in ihren Honda passen, ist mehr als erstaunlich. Dass sie darin atmen können, noch viel mehr. Wir hätten fast die die Feuerwehr gerufen. Immer, wenn sie sich ins Auto verziehen, steigen aus allen undichten Ritzen des Wagens Wolken heraus, wie aus einem dampfenden Geysir. Die Scheiben sind völlig vernebelt. Weil die Waschmaschinen und Trockner ziemlich zügig arbeiten, lassen wir auch den süßen Geruch des Parkplatzes bald hinter uns.
Ogden hat ein Eisenbahnmuseum mit einigen seltenen Exponaten. Von der schnellen Dampflok mit Elefantenohren bis zur turbinengetriebenen Diesellok findet man hier alles Mögliche aus der Eisenbahngeschichte.
Großer Salzsee und Antilope Island (vom 27.09.2016)
Wir befinden uns über dem Großen Salzsee in über 700 Metern Höhe! Nein, wir haben keinen Helikopterflug gebucht, sondern sind auf Antelope Island, der größten der Inseln im "Great Salt Lake". Vom Ort Ogden führt ein Damm auf die Insel und wir haben den Frary Peak mit seinen 2006 Metern Höhe bestiegen. Vom höchsten Punkt im Salzsee aus haben wir eine beachtliche 360 Grad Rundumsicht auf die Fläche des 1280 Meter hoch gelegenen Sees. Der See hat 8 bis 15 Inseln. Wie viele genau, hängt vom Wasserstand ab. Die maximale Tiefe des Sees beträgt nur 10 Meter. Der Wasserstand schwankt dabei um 7 Meter um diesen Pegel!
Am See gleich hinter den Städten Ogden bzw. Salt Lake City sind schneebedeckte Berge. Was bei uns in den letzten beiden Nächten als Regen niedergegangen ist, hat die 2500 bis 3700 Meter hohen Berge mit Schneehauben verziert. Wir befinden uns nicht in einer Salzwüste, sodern inmitten einer wundervollen Hochgebirgslandschaft. Pronghorn-Antilopen, Rehe, Bisons, Kanninchen und Schlangen sowie eine Vielzahl von Vogelarten bekommen wir auf Antilope-Island zu Gesicht. Der Blick vom "Campingplatz" am Nordende der Insel beschert uns nach Sonnenuntergang ein Farbenfeuerwerk, das sich auf kein Bild bannen lässt, so unwirklich und kräftig leuchtend sind die Farbtöne. Die Gipfel der schneebedeckten Berge werden dabei in ein kitschiges Abendrot getaucht.
Salt Lake City ist eine Großstadt mit Stau, Ungeduld und vielen Geschäften. Die Verkehrsführung in dieser Millionenstadt ist gewöhnugsbedürftig, aber wir haben ja unsere elektronischen Hilfsmittel. Die Besichtigungen beschränken wir auf das Nötigste. Einen strategisch günstigen Parkplatz finden wir dafür am Visitorcenter in der Nähe der Regierungspalastes. Von hier aus werden die Geschicke Utahs gelenkt. Nicht weit davon liegt Temple Square. Junge Frauen aus aller Welt zeigen Besuchern auf meist unaufdringliche Art, was es mit der Religion "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", kurz "Mormonen" auf sich hat und stehen für Fragen zur Verfügung. Die Tempel, Kirchen, das Konferenzzentrum und die Verwaltungsgebäude sind zwar nicht vergoldet, aber man spürt, dass auch hier eine Menge Geld im Spiel ist. Dieses bringt die Gemeinschaft über ihren "Zehnten" auf. Die "Assembly Hall", inzwischen nur noch historische Stätte, ist komplett aus Holz erbaut, obwohl man es ihr auf den ersten Blick nicht ansieht. Der "Salt Lake Temple" ist Besuchern nicht geöffnet, allerdings wird dessen Erbauung und das "Innenleben" des Tempels in zwei Besucherzentren mit großem Aufwand dargestellt. Joseph Smith hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die Eingebung, den Tempel genau hier zu erbauen. Um seinen Namen herum ist offenbar die gesamte Religion aufgebaut. Das mit dem Fund der Steinplatten und den Lesesteinen, aus denen das Buch Mormon hervorging, kann man besser an anderer Stelle nachlesen.
Wir unternehmen einen Abstecher zu den Bonneville Salt Flats. Allein die Fahrt hier hinaus ist die eineinhalb Stunden wert. Die schnurgerade Straße, die Salt Flats recht und links und rechts Reifenspuren von Fahrzeugen, die aus den Flats schon geborgen werden mussten ...
Bonneville Lake - so hieß der urzeitliche Salzsee, der damals erheblich größer war, als der verbliebene "Salt Lake" beim 100 Meilen entfernt liegenden Salt Lake City. In den Bonneville Flats finden verschiedene Motorsportrennen statt, wenn die Salzkruste nicht unter Wasser steht. Das ist in der Regel nur von Juli an, manchmal bis in den September hinein der Fall. Die Strecke ist bis zu 10 Meilen lang und dient schon lange dazu, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Mit bis zu 622 mph - also über 1000 km/h - schossen hier Anfang der 70er die Rekordsucher entlang. Aus Kindertagen ist uns das Raketenfahrzeug "Blue Flame" noch bekannt. Dieser Ort ist angeblich einer von nur sieben in der Welt, an denen man die Erdkrümmung mit bloßem Auge wahrnehmen kann, also nicht vom Anfang bis zum Ende der 16 km langen Rennbahn sehen kann.
Aufgabe: Wie hoch müssen sich zwei Beobachter am Anfang und Ende der Rennbahn über der Salzkruste befinden, damit sie sich gerade noch sehen können? Lösungen bitte per Email ;-)
Ein Blick auf die nassen Flats genügt, um festzustellen, dass aktuell keine Events stattfinden. Der Regen vor fünf Tagen hat hier alles restlos unter Wasser gesetzt. Dafür macht es umso mehr Spaß, auf dem Salzsee herum zu laufen. An den ganz flachen Stellen sieht es tatsächlich so aus, als wenn man auf dem Wasser laufen könnte. Ob es damals wohl auch so gewesen ist? Die Salzkruste weist eine interessante Struktur auf und man bekommt Lust dazu, immer weiter auf den "See" hinaus zu laufen. Immer unberührter wird die Kruste. An den Rändern sind die Strukturen vor allem durch Reifenspuren zerstört. Nach dem Barfußlauf durch die Flats muss man sich eine ordentliche Schicht Salz von den Beinen waschen. Bei Sonnenaufgang zaubern die gefluteten Flats ein perfektes Spiegelbild der nahen Berge und des farbigen Himmels. Vom Scenic Backway aus, einer Piste durch die nahegelegenen Berge, bekommen wir nochmal neue Blickwinkel auf die Salzebene.
Wendover liegt recht nahe der Salt Flats und befindet sich zur Hälfte in Utah und zur Hälfte in Nevada. Ein Casino neben dem anderen. Die vielen Unterkünfte machen das Geld vor allem während der wenigen Renntage. Wir besichtigen das privat geführte Air Force Museum. Hier wird alles ausgestellt, was man zur Kriegsführung aus der Luft braucht. Fallschirme, Maschinengewehre und Atombombenreplikate incl. Bauanleitung. Wir dürfen den wackeligen Tower und ein ausgedientes Transportflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen. Absturzsicherungen gibt es hier nicht. Ist eben original! Finanziert wird das Ganze überwiegend durch Spenden und Vermächtnisse von Veteranen.
High Uintas (vom 28.09.2016)
Direkt um Salt Lake City liegen die hohen Berge der Wasatch Range. Hätten wir die Nebenberichte zur Olympiade damals am Fernseher intensiver verfolgt, wären wir vielleicht nicht ganz so beeindruckt wie jetzt. Wir fahren durch den "Little Cottonwood Canyon" auf guter Straße hinauf zu einem riesigen Skigebiet. Hier endet die gute Straße in einem großen Loop mit Wintersportangeboten. Der Neuschnee der letzten Tage (es ist noch September!) lässt schon vermuten, wie es hier im nahen Winter aussehen wird. Eine kleine Straße führt hinauf zu einem Pass. Danach wird es eng und ausgesetzt und wir fahren auf luftiger Strecke einspurig abwärts. Den Abstieg auf der Ostseite müssen wir im ersten Gang nehmen.
Das sich nach Osten anschließende Bergmassiv heißt "High Uintas". Bei der Aussprache indianischer Namen tun sich die Leute hier übrigens genauso schwer wie wir. In den "Uintas" haben wir uns als Wanderziel zunächst den "Bald Mountain" herausgesucht. Einem kleinen Jungen aus Illinois habe ich die Namensherkunft des Berges mit meinem Haarschopf erklärt. Er hat sofort verstanden! Die Wanderung auf den 3630 Meter hohen Gipfel führt über wenige Tage alte Neuschneefelder. Oben wandern wir teils weglos über Geröll, um tieferem Schnee zu entgehen. Der Weg zum Gipfel folgt einem leicht verschneiten Grat. Wir stehen auf einem der höchsten Gipfel in diesem Gebiet und haben eine grandiose Aussicht auf die umliegende Bergwelt mit seinen unzähligen Seen eiszeitliher Herkunft. Die Berggipfel scheinen am Horizont kein Ende zu nehmen.
Die Nacht verbringen wir auf etwa 3300 Metern Höhe in der Nähe des Passes. Mal sehen, was die Dieselheizung dazu sagt. Ein Höhenkit mit Luftdrucksensor haben wir eingebaut. Damit soll die Heizung bis 4000 Meter reichen, ohne geht es rußfrei nur bis etwa 1700 Meter. Von der Straße abzweigend gibt es zwar mehrere winzige Campgrounds, doch die haben meist Ende September schon Winterpause. Wir sind scheinbar die einzigen Übernachtungsgäste in der "Uintas Wilderness".
Auch wenn es am Tag bei Sonne angenehm warm ist und ein T-shirt völlig ausreicht, wird es hier oben nachts richtig kalt. Draußen friert es und die Dieselheizung läuft und läuft und läuft! Dieses sündhaft teure Höhenkit, bestehend aus einem ganz einfachen Drucksensor und eine paar Drähten hat zusammen mit der sowieso werkseitig programmierten Dieselreduzierung tatsächlich funktioniert! Test bestanden, erstmal! Noch wichtiger aber ist uns, dass wir selbst den Test bestanden haben, denn wir hatten uns spontan von 1300 auf 3300 Meter Höhe begeben. Trotz der körperlichen Anstrengung beim Wandern haben wir keine Höhenprobleme bekommen. Wir müssen etwas häufiger Luft holen und das Gehtempo anpassen. In Mittel- und Südamerika erwarten uns noch deutlich größere Höhen.
Nach dem Anstieg auf den Pass bemerken wir, wie sich alle dichten Verpackungen, wie Saft oder Joghurt aufgebläht haben und beim Öffnen erstmal Druck ablassen - pffffft. Später beim Herunterfahren sehen wir einer leeren PET-Flasche zu, wie sie sich zusammenzieht. Auf 1500 Metern Höhe angekommen, ist sie dann total zerdellt. Nicht erstaunlich, aber eindrucksvoll anzusehen.
Nach zwei sehr schönen Wandertagen verlassen wir die Uintas Mountains und machen uns auf den Weg in den Süden von Utah.