Lagunenroute, Bolivien

Weiter Westwärts (geschrieben am 05.08.2016)


Nun folgt der lange Track nach Westen! Wenige Europäische Urlauber oder Reiseführer beschreiben diesen Teil Kanadas. Wir sind schon froh, dass nicht bereits in Nova Scotia als Ziel Calgary oder Vancouver ausgeschildert war. Das wäre nur frustrierend gewesen. So haben wir uns immer spontan kleine Ziele gesetzt und zwar so, dass eigentlich jeden Tag etwas neben dem Autofahren dabei war.

Nach Wawa führt uns der Weg entlang des Lake Superior. Wir machen kurze Stops an verschiedenen schönen Zugängen zum See. Wir lesen die Schilder am Rand des Trans-Canada-Highway: In 297 km wird ein Restaurant angekündigt, oder in nur zwei Stunden wird eine Lodge angepriesen. Vor Nipigon - wir suchen bereits nach einem geeigneten Übernachtungsplatz abseits des Highways - passiert es dann: Wir schauen beiden in den gleichen, dunkelen Waldweg hinein. "Ich glaube, ich habe gerade zwei Elche gesehen" "Ich glaub' ich hab' auch zwei Elche gesehen!" Wir wenden auf dem Highway (das ist übrigens völlig OK hier!) und die beiden Elche stehen noch dort, als wenn sie auf den Bus warten. Es reicht für ein Spontanfoto.

Der nächste große Ort ist Thunder Bay mit "Seehafen". Die Marina hat einen netten kleinen Park, der uns zum Spaziergang einläd. Ab dort nehmen die uns empfohlene, etwa 60 Kilometer längere Südroute über Fort Frances. Auf der Strecke kreuzen wir noch in Ontario den 90sten Längengrad und müssen die Uhr wieder eine Stunden zurück stellen. An der Straße weist ein schmuckloses Schild auf die "Central Time Zone" hin. Kurz vor Fort Frances finden wir einen stillgelegten Campingplatz direkt an einer charmanten, kleinen Bucht. Der Grundstückseigentümer lässt uns dort übernachten.
Am nächsten Tag geht es durch schöne Landschaft und belebte Orte wie Nestor Falls und Sioux Narrow nach Kenora und weiter nach Winnipeg. Der Trans-Canada-Highway führt direkt durch das Zentrum von Winnipeg und wir schauen uns die Stadt aus dem Auto an. Es ist schon spät und die Landschaft ist inzwischen flach wie eine Flunder geworden. Knapp 50 Kilometer westlich schwenken wir auf einen bereits vollen Campground. Dass wir weder Strom noch einen Wasseranschluss brauchen, macht die freundlichen Betreiber sehr flexibel. Wir können auf einem Privatgrundstück übernachten.
Am nächsten Tag wollen wir in den Nationalpark "Riding Mountains". Wir zweigen auf die Variante des Trans-Canada-Highways Richtung Saskatoon und später noch weiter nach Norden zum Ostportal des Parks. Hinein führt uns der Highway 19 (Manitoba). Und jetzt muss ich etwas beichten: Bisher hatte ich eine vage, vielleicht sogar etwas romantische Vorstellung von dem Begriff "Highway". Inzwischen wissen wir, dass das Wort nicht mehr bedeutet als vielleicht "Meistes befahrbare Straße oder Weg im weitesten Sinne". Dieser Highway 19 in Manitoba ist eine staubige Schotterpiste quer durch den Park! Zum Teil mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h!

In den Riding Mountains wollen wir zunächst einen Campground aufsuchen, bevor wir etwas unternehmen. Der größte Campground befindet sich in der Nähe des Hauptportals. Es sit Wochenende! Und wie es unser Glück will, ist er völlig belegt. Glück, weil uns das Remmidemmi, das hier von Shoppingläden gekrönt wird eh nicht liegt. So führen uns weitere 30 Kilometer Schotter im Nationalpark zu einem Bereich, in dem eine Bisonherde ein riesiges, mit dem Auto befahrbares Areal zur Verfügung hat. Neben den Bisons begegnen wir einem Wildschwein und sogar einem entspannt drein trottenden Schwarzbären! Nicht weit entfernt ein kleiner Campground mit Selbstregistrierung dirket am Lake Audy. Das Geld oder seine Kreditkartennummer wirft man in einen Briefschlitz. Ein schöner, ruhiger Abend mit aufziehendem Gewitter. Am nächsten Morgen entschließen wir uns zu einer Wanderung. Der Regen hat den Mücken leider nicht geschadet. Der Weg ist teilweise überflutet und wir geben die Testläufer für Gore-Tex. Belohnt werden wir mit Wildlife, einem "White-Tailed-Deer" und einer schwarz-gelben Schlange, die im hohen Gras reissaus nimmt. Wir durchfahren ein letzetes Mal den Bison-Range und am Nachmittag geht es wieder weiter Richtung Westen. Der Wal-Mart in Regina nimmt uns für die Nacht auf.

Am nächsten Tag überschreiten wir die Grenze Saskatchwan-Alberta, die genau den 110ten westlichen Längengrad markiert. So einfach kann man Grenzen festlegen! Wieder die Uhr zurück stellen, wir haben jetzt "Mountain Time". Hinter Swift Current geht die Landschaft in grasbewachsenes Hügelland über. Einige zehn Kilometer nebén unserer Route sehen wir die die Cypress Hills "aufragen". Ein Navigationssystem ist hier übrigens völlig unnötig. Immer stehen an den Highways die Himmelsrichtungen dran. Manchmal ist ein Blick aufs Navi aber auch hilfreich: Gesprächsfetzen aus den Cockpit: "In fünfzehn Kilometern müssen wir aufpassen." "Wieso?" "Da kommt eine Kurve!" Unser aktuelles Ziel ist der "Dinosaur Provincal Park". Gelegen in einem tollen, über die Jahrtausende ausgewaschenen Canyon gibt es neben der faszinierenden Landschaft noch Einiges über die ausgestorbenen Riesen zu erfahren. Noch immer werden hier regelmäßig Knochenfunde freigelegt. Wer seinen Hut in die Luft wirft und dieser weiter als fünf Meter neben einen Knochenfund zu liegen kommt, ist nicht im "Dinosaur Provincial Park", sagt man hier. Nebenbei gibt es hier im Canyon einen Campground mit Zugang zu verschiedenen, schönen Trails.

Am folgenden, verregnet beginnenden Tag sehen wir uns die Dinsosaurierausstellung an und fahren weiter - nach Westen.
Die Olympiastadt Calgary hat sicher mehr zu bieten als einen Einkaufsladen und eine Tankstelle, aber uns zieht es in die Berge. Und kurz hinter Calgary können wir sie sehen, die Rocky Mountains! Das vorläufige Ziel unserer Kanadadurchquerung nach etwa 6500 Kilometern! In Canmore - unser erster Ort in den Rockies - sind alle offiziellen Plätze voll, aber wir bekommen einen Tipp, wo wir unbehelligt übernachten können.