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 Patagonien ( vom 16.05.2917)

Bariloche ist der Hauptort des patagonischen Tourismus im Norden. Wir befinden uns in der totalen Nebensaison und bekommen trotzdem kaum einen Parkplatz in der Stadt. Nach so langer Zeit in Zentralamerika und im Norden Südamerikas müssen wir uns erst wieder an solche Orte gewöhnen. Es gibt Schmuck- und Lederwarengeschäfte. Schokoladengeschäfte, so groß wie Supermärkte, teuer wie Apotheken. Und wir finden eine kleine Panaderia mit richtig leckerem Brot!

Bei akzeptablem Wetter unternehmen wir eine Wanderung im Naturpark zu einer Kaskade und zu einem Aussichtsgipfel. Es ist Mai, also sozusagen Spätherbst, vergleichbar mit unserem November in einem Alpenhochtal. Die Tage sind entsprechend kurz und die hellen Stunden müssen wir nutzen. Dafür ist die Dämmerung wieder recht lang. Um neun Uhr wird es hell und um sieben wieder dunkel.

Wir fahren weiter südlich in den Nationalpark "Los Alerces". Der Vorteil zu dieser Jahreszeit ist, dass es seeeehr ruhig ist. Mit Lagerfeuer am Seeufer ist es fast kanadischer als in Kanada, eben patagonisch ...  . Nach einer regenreichen Nacht wird es langsam klarer und die Berge zeigen sich in den Höhenlagen schneebedeckt. Seit Beginn unserer Reise war Bariloche im Norden von Patagonien unser Ziel, nun sind wir noch ein wenig weiter nach Süden gefahren. Viele Reisende fahren durch bis Ushuaia auf Feuerland, doch das legen wir lieber in die warme Jahreszeit mit langen Tagesphasen und damit auf eine andere Reise. Wir lassen uns hier im Nationalpark intensiv von den steilen Bergen, die in die gletscherwassergrünen Seen fallen beeindrucken.

Die Ruta 25 quert Patagonien etwa in der Mitte und führt durch das "Valle de los Altares". Tafelberge aus rotem Sandstein zeigen im Abendlicht fantastische Strukturen, die uns an die USA erinnern. Auf der 500 Kilometer langen Querung hinüber zur Atlantikküste erweitern wir unsere Vorstellung von dem Begriff "Nichts". Tatsächlich stundenlang  nur Steppe. Wir legen Geschichten vom Leben mit einem Känguruh auf. Straßenschilder sind zweisprachig, spanisch und mapuche. Dann kommt doch noch etwas Interessantes. Der Rio Chubut wurde in einer Felsenschlucht zu einem riesigen See aufgestaut. Fels und Form ganz ähnlich wie Lake Powell und Lake Mead in den USA. Ein lohnender Abstecher. Und dieser See ist im Gegensatz zu den amerikanischen Pendents voll Wasser. Nee, es kam noch was: mitten in der Steppe immer wieder Herden von Guanakos, die die Zäune der Schafweiden problemlos überspringen. Aus dem Stand machen die Tiere riesige Sätze. Aus der Ferne sehen wir auch Nandus, die großen Laufvögel Südamerikas.

Wir stehen an einem Atlantikstrand in der Sonne und beschließen in Richtung Peninsula Valdes aufzubrechen. Der Besuch des Parks wird sich für uns zwar aktuell nicht lohnen, da die Pinguine erst im Frühjahr, also im Oktober wiederkommen. Wir fahren über die achtzig Kilometer lange Piste zum gegenüberliegenden Kap "Punto Ninfas" und haben das Glück, Orkas vor der Steilküste zwischen Peninsula Valdes und dem Kap zu sehen. Wahnsinnskräfte wirken, wenn sie sich ins Wasser werfen. Der berühmte patagonische Wind umpfeift unsere Wohnkabine.