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Von den High Uintas zum Colorado (vom 02.10.2016)

Von der Interstate 80 zweigen wir bei Fort Bridger ab und fahren entlang des "Henrys Fork Green River". In grau-grünen Farbtönen begleiten uns seine canyonartigen Schluchten. Im Tal, gleich neben grasenden Rindern, auf so genannten "Open Ranches" wird Öl gefördert. Die Anlagen sind nicht allzu groß und sind im ganzen Tal verteilt. Man füllt gelegentlich Benzin in die Tanks der Pumpaggregate und holt das gespeicherte Rohöl ab. Mit den Verlusten geht man nicht ganz so zimperlich um. Kommt ja alles aus der Natur!
Die Flaming Gorge am nahen Stausee verdient ihren Namen der Farben des Gesteins. Entlang der Straßen immer wieder Schilder, die im Vorbeifahren Geologie und Dinosaurierfunde erklären. So wissen wir jetzt, dass hier in über 1500 Metern Höhe Haifischzähne gefunden wurden und hier vor Miliionen Jahren mal ein Meer war.
Zum Frühstück im National Forest begrüßen uns einige Rehe. Dann fahren wir weiter nach Süd-Utah in die Nähe des "Arches National Park" und finden einen angenehmen Übernachtungsplatz auf BLM-Land.


Arches Nationalpark (vom 03.10.2016)

Von Steve aus Salt Lake City hatten wir uns sagen lassen: "You have to do 'Devils Garden'!". Und das haben wir gemacht. Dieser anspruchsvolle Trail liegt im Arches National Park. Die Einfahrt zum Park ist schon mal eine tolle Naturbühne und wir durchfahren Felsmonumente und -gebilde. Devils Garden bietet uns verschiedene Bögen, die fast jeder schon mal auf Kalendern oder Reiseführern gesehen hat. Sie führt aber auch über einen abenteuerlichen "primitive trail" durch eine bizarre Landschaft aus Erosionserscheinungen. Der Weg erfordert etwas Trittsicherheit, aber die Mühe lohnt sich!
Einen Tag später reihen auch wir uns in die "Ameisenstraße" zum "Delicates Arch" ein. Dieser freistehende Bogen ziert immerhin jeden zweiten USA-Bildband. Wie voll es hier wohl zu Hauptreisezeit sein mag? Nahe dem Bogen werden Weg und Landschaft immmer dramatischer und dreidimensionaler. Dass der Delicates Arch die Menschen in seinen Bann zieht, sieht man an den Gesichtern der Besucher. Die meisten möchten ihr Foto im Bogen mit nach Hause nehmen.
Nicht nur die Bögen fazinieren uns, sondern gerade die vielen unterschiedlichen Formen, die durch Erosion zu sich langsam verändernden Wunderwerken geworden sind.


Canyonlands und Dead Horse Point (vom 05.10.2016)

Der Colorado River ist aus Filmen und der Zigarettenwerbung der 70er Jahre für seine besonderen Canyons bestens bekannt. Wir besuchen ihn im Nationalpark "Cayonlands" und im Utah State Park "Dead Horse Point". Die beiden liegen dicht beieinander und gehören thematisch absolut zusammen. Man sollte sich aber in jedem Fall beide ansehen! Der US National Park Service würde sich nur allzu gerne den Dead Horse Point mit einverleiben, da dieser die allerbesten Blicke auf den Canyon und die Coloradoschleifen zu bieten hat. Damit würden aber auch die Nationalparkregeln übergestülpt und Utah lässt sich KOntrolle und Einnahmen bislang nicht aus der Hand nehmen. Die Wanderungen an den Kanten am Dead Horse Point bieten vor allem morgens und abends die konturreichsten Blicke. Vom der Ostkante aus erkennt man terrassierte, blaue Becken, die an den Hängen des Tals angelegt wurden. Keine Augenweide, aber die Gewinnung von Pottasche, also Kaliumcarbonat, geht offenbar ästhetischen Interessen vor. Angeblich vor allem zum Einsatz in der Landwirtschaft. Noch vor etwa 50 Jahren wurden die Mineralsalze im Bergbau gewonnen. 1961 kam es zu einem dramatischen Grubenunglück durch eine Methangasexplosion. Heute pumpt man Wasser aus dem Colorado in die Tiefe, das Mineral wird gelöst und das Wasser verdunstet in besagten Becken durch die sommerliche Hitze.
Die beiden einfach zugänglichen Teile des Canyonlands heißen "Island in the Sky" und "Needles". Beides sind natürlich erstmal Naturparks, aber genauso gut sind es auch richtige Offroadparks. Nichts zum schnell fahren, Kontrolle und Ruhe ist bei den steilen Canyonwänden und den heftigen 4x4-Streken überlebenswichtig. Vom "Island in the Sky" ist die 100-Meilen-Befahrung des "White Rim Trail" unten im Canyon sehr beliebt. Die Tiefblicke in den Canyon mit den dort liegenden Pisten sind atemberaubend. Zwei Pisten führen nach unten zum "White Rim". "Shafer Trail" und die "Mineral Bottom Road". Letzere befahren wir mit all seinen Spitzkehren und Rinnen ganz vorsichtig und mit zugeschaltetem Untersetzungsgetriebe bis unten an den "Green River", der wenige Meilen weiter in den Colorado mündet. Einmal setzt das Heck kurz auf, aber zum Nachsehen oder gar Fotografieren ist uns gerade nicht zumute. Noch vor 6 Jahren war die "Straße" einem Starkregen zum Opfer gefallen. Ein Jahr später wurde sie dann einigermaßen repariert.
Der dritte Offroad-Zugang zum Canyon ist nur für richtige 4x4-Fahrzeuge geeignet und nennt sich "Long Canyon Road". Auf der Strecke liegt ein gerade in diesem Jahr heruntergefallener riesiger Felstrümmer, der einen nur für kleine Offroader passierbaren, dreieckigen Tunnel bildet.
Oben im Canyon setzen sich dagegen unbekümmerte Menschen auf die überhängende, bröselige Canyonkante und lassen sich spektakulär fotografieren. Eine Statik dafür gibt es nicht. Wie immer gilt: "Nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sein!". Ein Suchbild dazu bei den Fotos ...
Einen traumhaft ruhigen Übernachtungsplatz mit Aussicht an einer BLM-Piste finden wir gleich zwischen den beiden Parks. Wir sind gar nicht neidisch auf die Camper, die unten an den Hauptstraßen einen Platz auf den immer noch ausgebuchten Campingplätzen gefunden haben.
Um in die "Needles" zu kommen, fährt man über den ganzjähring von Tourismusfluten gesegneten Ort Moab. Von hier aus starten alle möglichen Outdoor- und Fun-Aktivitäten. Dann einige zehn Meilen die Hauptstraße entlang und schon ist man am Anfang der 55 Kilometer langen Stichstraße in den Canyon zu den "Needles". Dieser Teil des "Canyonlands" ist zwar von den Tiefblicken her nicht ganz so spektakulär, aber dafür gibt es besonders kuriose Gesteinsformationen.
Nur wenige Kilometer aus dem Park heraus finden wir einen einsamen Platz im breiten Canyon.


Mesa Verde (vom 07.10.2016)

Ein Nationalpark, bei dem die Kultur und nicht die Natur im Vordergrund steht. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier. Von unserem Übernachtungswäldchen aus ist es nur ein Katzensprung zum Visitor Center am Parkeingang. Von dort aus fährt man dann mit dem eigenen Auto ein- bis eineinhalb Stunden in den Park hinein, um zu den ehemaligen Behausungen der Pueblos zu kommen. Die Straße führt hinauf zu einem zerfurchten Bergplateau, das in topografischen Karte durch die Höhenlinien wie ein Korallengebilde aussieht. Man bekommt weite Aussichten über den Staat Colorado geboten. Verschiedene Viewpoints und Trails bringen uns die Behausungen der Ureinwohner Nordamerikas näher.
Aus der Frühphase gegen 600 nach Christus sieht man recht einfache Lehmbehausungen. Schon um 1100 bis 1250 konnte man ein- bis mehrgeschossige Häuser mit wenigen Quadratmetern Nutzfläche mauern. Die wurden dann in natürliche Sandsteinfelshöhlen gebaut, zweifellos eine grandiose Leistung. Von den Pueblos ahnte ja niemand, dass etwa zeitgleich in Europa die Arbeiten am Kölner Dom begannen und die ägyptischen Pyramiden schon fast vergammelt waren.
Wir bekommen Tickets für eine von einem jungen Ranger geführten Tour durch die Wohnanlage "Balcony House". Diese Besichtigung wird als "abeteuerlich" angekündigt. Der junge Ranger geleitet 50 Menschen, die zum Teil Mühe haben, einige Meter auf einem Gehsteig zurückzulegen, über diesen einstündigen Parcours. Genau genommen sind die Leute dabei auf sich gestellt, egal ob Höhenangst, Platzangst oder Fußkrankeheit. Die zehn Meter hohen Holzleitern werden von vier Menschen übereinander (!) begangen, Leute zwängen sich im Kriechgang durch kleine Tunnel und steilen Felspassagen folgen wieder Leitern. Sicherungen wären für trittsichere Menschen gewiß nicht nötig, aber bei der Hälfte der Teilnehmer durften wir nicht hinsehen. Die Erläuterungen des Rangers sind äußerst unterhaltsam und durchaus sozialkritsch. Respekt! Die Felsbauten sind ebenso luftig wie eindrucksvoll.
Insgesamt ein ganz anderer Nationalpark als bislang und endlich heißt "historisch" mal nicht nur "mehr als fünfzig Jahre alt".