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 Uruguay (vom 08.06.2017)

Wir überqueren den Rio Uruguay und damit die Grenze zum letzten Land auf unserer Reise. Noch weiter nördlich nach Brasilien zu fahren würde unsere Aufnahmekapazität im Moment übersteigen und zuhause warten Familie, Freunde und lange Sommerabende.

Mit einer Fläche halb so groß wie Deutschland, ist Uruguay mit seinen dreieinhalb Millionen Einwohnern nur recht dünn besiedelt. Fast die Hälfte davon lebt in Montevideo. Oft wird das Land als eine Stadt mit ein paar Höfen drumherum karikiert.
Zunächst geht es durch Hügelland, ungefähr wie die Gegend um Velbert. Nur die über viele Kilometer schnurgerade Straße sagt uns, dass wir nicht in Deutschland unterwegs sind.
Uruguay ist ein Einwandererland. 95 Prozent der Einwohner haben eine Migrationsgeschichte. Das hat bisweilen seine positiven Seiten. Zu sehen am Beispiel Nueva Helvecia, wo sich einst viele Schweizer niederließen. Hier gibt zwar sonst nichts besonders Aufregendes, aber richtig guten Käse zu kaufen, hergestellt in Uruguay! Es ist tatsächlich das erste Mal auf unserer Reise, dass wir lokal hergestelltem Käse das Prädikat "Schmeckt!" verleihen können.

An einer Felsnase ragt Colonia de Sacramento in den Rio de la Plata hinein und ist ein Urlaubsort, der auch in der Nebensaison noch einige Besucher zählen kann. Im Ort verstreut findet man verschiedene amerikanische Oldtimer, die zum Teil als Kunstobjekt und zum Teil als extravagantes Restaurantabteil für Zwei
hergerichtet sind.

An einem Strand des Rio de la Plata verbringen wir zwei Tage. Nur einheimische Angler kommen hierher. Sie angeln von einem langen, hohen Betonsteg im Rio,
der früher zum Beladen von Schiffen gedient haben muss.

In Montevideo erledigen wir die Formalitäten für die Rückverschiffung und machen einen Stadtrundgang. Verlaufen kann man sich im alten Zentrum nicht, weil der Ort auf einem Hügelrücken liegt und man meist entlang einer Straßenrichtung auf den Rio blickt.

Neben dem ungewohnten "Rio de la Plata Dialekt" mit Einflüssen aus dem Portugiesischen fällt uns in Uruguay besonders die Matekultur auf. Mehr noch als in Argentinien oder Chile, wird in Uruguay immer und überall Mate getrunken. Der "Uruascho" ist geübt, Dinge mit einer Hand zu erledigen, denn immer ist die Thermoskanne unter den linken Arm geklemmt und die Kalebasse (Trinkgefäß) mit der Bombilla (dem Spezialtrinklöffelsaughalm) trinkbereit. Beim Einkaufen, beim Ausfüllen von Anträgen, bei der Feldarbeit oder beim Motorradfahren! Einfach Kult!

Östlich von Montevideo kommt Ostseefeeling auf. Herrliche Dünen, feiner Sand und jetzt im Spätherbst menschenleer.
Die Uruaschos sammeln alte Fahrzeuge, meist nur noch als Deko zu gebrauchen, aber auch einige Schätze sind darunter. Manche dieser alten Wagen nehmen sogar noch am Straßenverkehr teil, in Erstlackierung!

Derzeit ist der Urlaubsort Punta del Este fast leer. Im Sommer vervielfacht er durch die schönen Strände seine Einwohnerzahl. Witzig im Ort ist eine sinusförmige Brücke und eine Handskulptur am Strand. Außerdem gibt es einen Sportboothafen fast wie in St. Tropez. Wo es keine Besonderheiten gibt, schafft man sie einfach. Ein recht neues Projekt ist eine kreisförmige Brücke über einen See, die "Puente Laguna Garzon". Die Formgebung ist völlig unnötig, hat aber gerade daher ihren Reiz. Ein Kreisverkehr mit zwei Anschlüssen zum Überqueren eines Sees!?!

Für die letzten Tage fahren wir nochmal auf einen Campingplatz. Hier gibt es Internet und wir können unsere Sitzplätze auf dem Rückflug in Ruhe auswählen.
Das Paraiso Suizo ist aber nicht nur ein Campingplatz, sondern auch ein Dorf, ein Womoabstellplatz und der Traum von Silvia und Heinz, die hier vor 22 Jahren ein Areal erworben und urbar gemacht haben. Sie bieten hier nicht nur Grundstücke an, sondern einen kompletten Auswandererservice.

Durch Nebelfelder und sonnige Abschnitte bringen wir unser Auto zum Hafen von Montevideo. Die letzte Fahrt auf dieser Reise endet kurz nach dem Zoll. Der
entspannte Zöllner hat nicht einen Schrank geöffnet sondern sich nur von unserer Reise berichten lassen. Wir durchstreifen von unserem Hotel aus die Gassen der Altstadt von Montevideo und suchen zum Abendessen eine der zünftigen Parillas im "Puerto Mercado" auf.