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Cuzco (vom 17.04.2017)

In Cuzco besuchen wir unseren ersten Campingplatz in Peru. Einfach, aber nur 20 Minuten bergab zum Zentrum. Wir besichtigen die fantastische Innenstadt mit ihren vielen Kirchen, Plätzen und Märkten. Die Stadt wurde über und auf den Mauern der Inka erbaut. Diese haben den Fluss unter der Stadt kanalisiert und viele Gebäude errichtet. Manche Mauern sind so stabil und aus so schweren Steinen erbaut, dass die spanischen Eroberer sie nicht zerstörten, sondern als Gründung nutzten. Das Kanalsystem ist immer noch in Betrieb.
Zum Beginn Osterwoche "Semana Santa" findet in Cuzco zu Ehren des "Senor de los Templores" (Herr der Erdbeben) ein gr0ßer Festumzug statt, bei dem ein schwarzer Jesus Christus am Kreuz vorangetragen wird. Eine riesige Veranstaltung, bei der die ganze Stadt auf den Beinen ist. Nach einem Erdbeben um 1650 wurde die Christusfigur plötzlich schwarz, um sich den zu bekehrenden Einheimischen anzunähern. Ganz schön schlau.


Durch das Urubambatal nach Machupicchu (vom 17.04.2017)

Es scheint, als sei in Peru niemand daran ernsthaft interessiert, vernünftige Informationen über die Möglichkriten zur Besichtigung von Machupicchu und die anderen interessanten Ausgrabungsstätten im "Heiligen Tal der Incas" zu verbreiten. Doch Rat gibt es im Internet und von anderen Reisenden. Dazu muss man sagen, dass Machupicchu weit entfernt von Cuzco, liegt. Weit bedeutet dabei vier Stunden mit dem Zug, Sechs bis sieben Stunden mit dem Auto oder in Kombinattion mit den Erstgenannten, vier bis fünf Tage zu Fuß. Dazu kommt, dass Eintrittskarten limitiert sind und bei individuellen Bahnfahrten nicht gesichert ist, ob und wann man zurückkommt. Als Alternative bietet sich eine abenteuerliche Zufahrt über Hidroelectrica mit anschließender Wanderung entlang der Zuggleise entlang des Rio Urubamba nach Aguas Calirntes an. Für die Tour nur einem Tag einzuplanen, erscheint uns ziemlich sportlich, ist vieleicht sogar Quälerei. Außerdem ist es sicher nicht schlecht, Schlafsack und  Zahnbürste dabei zu haben. Der Rest kann sich vor Ort ergeben.

Um unabhängig von den Zuggesellschaften zu sein, verlassen wir uns lieber auf unser Auto und auf Schusters Rappen. Mittags brechen wir in Cuzco auf. Wären wir nicht unserem Navi gefolgt (das für uns die kürzeste Strecke wählte), wäre uns ein landschaftlich grandioser Abschnitt eines Seitentales, durch das auch die Zuglinie führt, vorenthalten geblieben. Dafür mussten wir allerdings mehrere Schilder "Via cerrado" (Straße gesperrt) und "Peligroso" (gefährlich) übersehen. Tatsächlich sind kapitale Felsbrocken auf der ohnehin unasphalierten Straße gelandet und wir mussten einige Umfahrungen in Kauf nehmen. Nach einer guten Stunde sind wir wieder auf der Hauptroute Pe28b und kommen nach einem 4330 Meter Pass und 180 Asphaltilometern nach Santa Marta. Der unscheinbare Abzweig im Ort führt uns über weitere 22 Matschkilometern (hier ist noch Regenzeit) bis vor die Tore von "Santa Teresa", wo die etwa 8 Kilometer lange Piste (eine knappe Stunde einplanen!!!) nach "Hidroelectrica" abzweigt.

Hidroelektrica ist - wir der Name vermuten lässt - ein Wasserkraft- und Pumpspeicherwerk. Zu dessen Betrieb wurde ein kleiner Ort mit Werkswohnungen, Kindergarten und Schule gegründet. Hier endet die Zugstrecke von Cuzco aus, ungefähr bei Streckenkilometer 122. Außerdem endet hier auch die Straße. Kurz vor dem Bahnhof links über die Urubambabrücke fahren wir zu einem von einem freundlichen, älteren Herrn betriebenen Parkplatz, wo wir unser Auto für minstestens eine Nacht abstellen wollen. Wir haben unsere Rucksäcke für die Zeltübernachtung gepackt und es geht vorbei am kleinen Bahnhof von Hidroelectrica. Dort gibt es nochmal etliche Kleinhändler, bei denen man das Nötigste bekommt. Der Wetterbericht von Vorgestern hatte gutes Wetter angesagt. Als wir nach gut zehn Fußkilometern entlang der ansteigenden Bahngleise unseren angepeilten Campingplatz an der Brücke zu Machupicchu erreichen, sind wir von dem Starkregen komplett durchweicht. Wir taufen den Ort um in "Matschu Pitschu", denn die Strecke ist matschig und wir sind pitschnass! Wir bauen unser Zelt zunächst unter einem Unterstand auf und besuchen den Ort "Aguas Calientes" (zu deutsch: "Warmes Wasser"). Neuerdings wird dieser Immer wieder "Machupicchu Pueblo" gennannt, vermutlich, weil es "Aguas Calientes" schon tausend mal in Lateinamerika gibt. Der Ort ist nur zu Fuß oder mit dem Zug zu erreichen und erinnert uns rin wenig an ein Skidorf in den Alpen. Aber peruanisch, also unten ganz nett hergerichtet, doch die Dächer aus einem Wellblechmix. Sonst aber eine für Peru ungewöhnlich noble Atmosphäre. Man kann das Geld der Besucher förmlich riechen! Apropos Geld - auch wir kaufen hier für den folgenden Tag unser knapp 50 Dollar teures Ticket (pro Person) für den Besuch der Inkastätte. Die vielbesagte Limitierung auf 2500 Besucher pro Tag scheint nur für die Hauptmonate Mai bis Oktober relevat zu sein. Wir überschlagen, dass allein durch  den Ticketverkauf bei etwa zwei Drittel Auslastung, mindestens 25 bis 30 Millionen Dollar für Machupicchu eingenommen werden. Ohne den lohnenden Bustransfer zum knapp 400 Meter höher liegenden Ausgrabungsgelände. Die Busse - alle von Merzedes-Benz - müssen auf der Schiene hierher gekommen sein. Es gibt in Aguas Calientes sogar einen Reparaturhof!

Aufstehen ist um 4:45 angesagt, denn wenn man um diese Jahreszeit gute Sicht haben möchte, dann am frühen Vormittag. Wir haben die Wahl, zwei Kilometer zum Ort zu laufen und dort eine Stunde oder mehr auf den Bus zu warten oder gleich über die Brücke und die Inka-Treppen über knapp 400 Höhenmeter hinauf. Für den Weg hinauf haben wir eineinviertel Stunde gebraucht und waren zur Öffnungszeit des Geländes oben.
Bei zunächst halb verhangenem Wetter sind wir hinauf zum Sonnentor, nochmal einige hundert Höhenmeter hinauf. Doch die Sonne ließ sich Zeit. Als wir wieder in Maccupicchu waren, taten sich die ersten Wolkenlücken auf, die einem den wahren dreidimensionalen Eindruck Machupiccus vermitteln! Nun haben wir schon allein auf dieser Reise viele alte Steine gesehen und wir fragen uns, was diesen Ort so besonders macht. Seine absolut einzigartige Lage! Seine Baukunst! Seine Größe! Nicht jedoch sein Alter. Eine junge, amerikanische Frau sspricht in ihr Telefon beim Filmen eines kleinen Rinnsales: "This is the watersupply. So old and still working! That's awesome!". Der Dame hätten wir gerne mal den Kölner Dom gezeigt, schon dreihundert Jahre länger in Betrieb und immer noch in Funktion! Trotzdem können wir dem Zauber Machupicchus nur schwer entkommen.

Wieder zu Fuß hinunter zum Zeltplatz, nasses Zelt einsammeln und zurück über die Bahngleise. Ein richtig anständiger Marsch und wir sind dansch richtig im Eimer! Am Auto angekommen, versammeln sich noch zwei Taxifahrer um unseren Parkplatzbetreiber. Plötzlich habe ich auch ein Glas "Cusquena" in der Hand und genieße eines der leckersten Bieres seit Langem! Und der Versuch mit dieser Sorte ließ sich reproduzieren, tatsächlich ist Cusquena aus Peru das bisher leckerste Bier auf unserer Reise!

Im heiligen Tal der Inkas (vom 18.04.2017)

Nach der Wanderung nach "MaPi" ist das Thermalbad in Santa Theresa, namens "Cocalmayo" genau das Richtige für die müden Knochen! Wieso aber eines der schönsten Thermalbäder Südamerikas "so weit ab vom Schuss" liegt, ist für den Europäer schwer verständlich. Tatsächlich muss man von der asphaltierten Straße etwa 27 Kilometer miese, einspurige Straße durch ein steiles Tal absolvieren, um in den Genuss des warmen Wassers zu gelangen. Für uns liegt es fast auf dem Rückweg und wir lassen es uns hier gut gehen!

Ollantaytambo (kurz: Ollanta) ist ein reger kleiner Urlaubsort, der neben seinem Ausgrabungsgelände vieles für den Urlauber zu bieten hat. Hier gibt es verschiedene Inka-Relikte, gehört also zum Pflichtprogramm des Reisehistorikers. Man kann hier aber auch einfach Urlaub machen! Was die Inkakultur angeht, war Ollanta ein besonders wichtiger Ort. So viele verschiedene Relikte und Kultstätten findet man kaum woanders.
Schon lange vor der Inkazeit wurden die "Salinas de Maras" in Betrieb genommen. Eine heiße, salzhaltige Quelle speist die angelegten Verdunstungsbecken. Wir erwandern uns die Anlage von unten und sehen die Knochenarbeit, die hier vollbracht wird. Viele hunderte von Becken werden an den steilen Hängen gepflegt. Und das ist tatsächlich Milimeterarbeit, auch wenn man das zunächst so nicht wahrnimmt. Wir sprechen mit Arbeitern, die gerade den lehmigen Boden in einem der Becken aufhacken. Durch die Verkrustung entstehen Unebenheiten und die sind nicht gut für die Salzproduktion. Also: Aufhacken, Verteilen, Warten, Glattstreichen, usw, bis das Becken geflutet werden kann und später die verschiedenen Salzsorten geerntet werden können. Dreihundert Familien arbeiten hier in Kollektiven, auch die Kinder werden von klein an einbezogen.  

In Chinchero findet besonders am Sonntag ein kleiner, aber feiner Handwerksmarkt statt. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Im dem kleinen Ort gibt es verschiedene, kleine Textilmanufakturen. Die Waren werden auf dem Markt angeboten und zum Teil dort gefertigt. Der Schuster repariert Schuhe und aus Reifengummi werden Sandalen hergestellt. Natürlich gibt es auch Obst, Gemüse und weitere Lebensmittel. Und eine Ecke ist ganz dem leiblichen Wohl gewidmet. Nicht alles, was wir auf den Tellern sehen spricht uns an, aber dann finden wir eine superleckere Kombination aus gefüllter Paprika und Maisteig, geschickt kombieniert. Eine der tratitionell gekleideten Frauen erklärt uns die Herstellung eines Tischläufers mit seinen feinen traditionellen Mustern und den natürlichen Farbstoffen aus verschiedenen Pflanzen, die zum Färben verwendet werden. Die Herstellung dauert etwa einen Monat!
Um nicht wieder durch Cuzco fahren zu müssen, nehmen wir die Route über Pisaq und können dort gleich eine weitere Inkastätte besuchen. Der historische Ort erstreckt sich vom Tal bis hinauf zu einem Höhenkamm, von dem aus man die schönsten Aussichten hat.

Südperu und Titicacasee (vom 19.04.2017)

Immer wieder fahren wir vorbei an Feldern, auf denen Raps, Quinoa und Amaranth gedeihen. Etwa 40 Kilometer südwestlich von Cuzco stoßen wir auf ein anderes Inka-Bauwerk. Bei Rumicolca wurde über fein behauenen Stein eine Wasserleitung angelegt, die einen Teil des Inkatals versorgt hat.
Wir machen einen kleinen Schwenker zu den Grabtürmen von Sillustani. Aus verschiedenen Epochen stammende, bis zu zwölf Meter hohe Türme wurden den wichtigen Personen der Inka erbaut. Die Steine wurden außen glatt aneinander gefügt, wie wir es von den andern wichtigen Bauwerken der Inka kennen. Ältere Grabtürme waren aus groben Steinen erreichtet. Nicht ausgeschildert ist ein kleines und ohnehin verschlossenes Museum, in dem Relikte und Gebeine aus den Grabtürmen ausgestellt werden. Gegen restliche Münzen und einen kleine Taschenlampe erhalten wir eine Privatführung vom Hausmeister, der den Schlüssel schnell noch aus einem anderen Haus holen muss.

In dieser Gegend gibt es auch gepflegte kleine Höfe, von denen mit Sicherheit "Klein Gallien" abgeschaut wurde! Wir halten am Straßenrand und ein Mann winkt uns freundlich zu. Die junge Familie lebt in diesem von Mauern eingefriedeten Domizil und gibt uns gerne Einblick in ihr Leben. Das ist eine richtige Zeitreise! Der zweijährige Sohn hat Spaß an kleinen Moosklumpen und wir bekommen Küche mit Lehmkochfeld, Alpakagehege, Hof und das gepflegte Schlafhäuschen gezeigt. Wie damals in Gallien! Auf jedem der kleinen Gebäude des Hofes befinden sich zwei traditionelle Stierfiguren, die die Familie und das Haus beschützen!
Bei Puno erreichen wir den Titicacaseee auf eine Höhe von 3810 Metern über dem Meeresspiegel. Die Stadt besteht wie fast überall in Peru aus völlig unverputzten Häusern aus Beton und Ziegeln. Es sieht aus wie auf einer riesigen Baustelle. Wir fahren zum Hafen und können sofort zu einer der Besichtigungsfahrten zu den "Schwimmenden Inseln" aufbrechen.

Der indigene Stamm der "Uros" hat sich nämlich nicht den Inka gebeugt, hatte aber auch keine Lust verhauen zu werden. Also sind sie vor hunderten von Jahren auf den Titicacasee hinaus, zunächst mit Schilfbooten. Später - etwa vor 120 Jahren - wurde die Technik der schwimmenden Inseln entwichelt. Heute leben etwa 2000 Uros auf den neunzig schwimmenden Inseln. Es gibt Schulen, ein kleines Krankenhaus und einen Sportplatz. Die Da die Deckschicht aus Reed nach unten verrottet, muss etwa alle drei Wochen neu gedeckt werden. Die weißen Enden des Reedgrases sind geschält übrigens eßbar und bilden noch heute einen Nahrungsbestandteil der Uros, neben Forelle, Huhn, Bier, Coca-Cola, Chips ...

Und noch drei Beobachtungen in Peru (vom 19.04.2017)

Immer verdienen Nestle und Coca-Cola! Wenn man sich in einer der Tiendas (Mikromärkte) oder einem Supermarkt umsieht, so fallen einem immer wieder die vielen Produkte auf, hinter denen diese Großkonzerne stecken. Diese haben den Markt in Lateinamerika enorm unterwandert. Sogar die Gummibärchenlösung mit dem Namen "Inca-Cola" liegt fest in der Hand von ... Coca-Cola!

Die Andenländer sind ja für ihre traditionellen Köstüme der Frauen sehr bekannt. Die vorherrschenden Farben sind violett und türkis. Und dann die Hüte! Viele verschieden Formen sind da bekannt, von verschiedenen Strohhüten über meist zu kleine Filzhüte bis hin zu einer Art Kissen mit verzierter Tischdecke, was dann den Kopf bedeckt. Dabei tragen die Männer legäre Kleidung ohne jedes Anzeichen von Tradition.

Werbeplakate mit Bikini-Girls! Wir haben immer wieder in den lateinamerikanischen Ländern die Werbung am Straßenrand verfolgen können. Manchmal passte die Werbung gar nicht zum Erscheinungsbild der Einwohner, manchmal etwas besser. Peru ist das erste Land auf unserer Reise, in dem leicht bekleidete "Bikini-Girls" zur Werbung für alles Mögliche abgebildet werden. Ölwechsel, Bremsen, Mittagessen, Autowäsche, und vieles mehr. Schlagartig setzt dieses Phänomen in Peru ein. Wenn man dann tatsächlich zu einer so beworbenen Autowäsche fährt, wird man vermutlich eine kleine Überraschung erleben ;-)