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Ankuft in Cartagena (vom 17.03.2017)

Nach unserem Einlaufen in den Hafen von "Cartagena de Indias" machen wir die ersten Schritte auf südamerikanischem Boden. Der erste Weg ist zum Geldautomaten und zu unserer Unterkunft im lebendigen Stadtviertel Getsemani unweit des historischen Kerns. Schnell das Salzwasser von der Seereise abspülen und schon geht es in die Musikkneipe, wo wir unsere Pässe mit Einreisestempel zurückbekommen. Danach macht unser Capitano mit uns noch einen Zug durch das historische Cartagena.
Zur Autoabholung, die sich über die nächsten drei Tage verteilen wird, gibt es nicht viel Interessantes zu berichten. Papierkram, reichlich elektronische Korrespondenz, sowie umständliche Arbeitsmethoden lassen wenig Zeit, die wunderschöne Stadt zu erkunden. Mit Superlativen wie "Schönste Stadt der Welt", wie man es gelegentlich liest, soll man ja vorsichtig sein. Doch in Cartagena scheint uns das nicht so unangemessen. Ihre Ursprünglichkeit und Originalität, ihre Mauern und Gassen, ihre vielen jungen Besucher aus aller Welt, ihre großartigen Kirchen und Kneipen und die tolle Atmosphäre - bald spanisch, bald italienisch - sprechen einfach dafür. Nachdem wir unser Auto zurück haben, bleiben wir gleich nochmal zwei Tage. Wir treffen auch auf Geli und Jürgen, die witziger Weise nahezu dieselbe Fahrzeugkombination fahren und ihren Wagen zufällig mit demselben Schiff - allerdings aus Mexiko - nach Cartagena gebracht haben. Das Abholprozedere ist bei uns ein wenig unterschiedlich und so kommt es zunächst nur zu einem persönlichen Treffen ohne unsere Fahrzeuge.


In die Anden (vom 17.03.2017)

In Cartagena kaufen wir noch schnell eine neue Versorgerbatterie für die Wohnkabine und bauen diese auch gleich ein. Danach geht es los gen Süden. Die Landschaft ist welliges, trockenes Tiefland. Bäume blühen und das Vieh ist entweder an schattigen Stellen oder an den Wasserlöchern. Hinter einem Gasthaus verbringen wir eine Nacht, die am frühen Morgen immer noch 32 Grad hat. Schön, dass es wenigstens eine sparsame  Dusche gibt.
Am nächsten Morgen geht es in Richtung Cordilleren. Am Rio Cauca verwandelt sich die Straße in eine Waschstraße. Nicht, dass der Waschvorgang automatisiert wäre, Waschstraße bedeutet, dass an jedem Bach, an jedem Wasserfall und an jedem Wasserrohr eine Autowäsche angeboten wird. Fast immer gibt es Betonrampen, die die Unterbodenwäsche an LKW ermöglichen. Der Ölabscheider ... ist der Rio Cauca. Wir verzichten hier gegen ein gutes Gewissen. An den meisten Waschplätze wird allerdings emsig gearbeitet.
Die Temperatur sinkt von über 37 Grad auf 17 Grad, während der Höhenmesser auf 2600 Meter steigt und die Landschaft sich komplett verändert. Kids hängen sich auf ihren BMX-Rädern an die langsamen LKW und lassen sich den Berg hinaufziehen. Das ist hier offenbar sehr beliebt: erst hochziehen lasssen und dann Downhill. Auf über 2000 Metern erinnern uns die Hügel in ihrem saftigen grün an die deutschen Mittelgebirge. Es gibt sogar Nadelbäume, was für eine Abwechselung nach lauter Palmen! Es wechselt sogar die Rinderart. Sie sehen in den Höhenlagen aus wie unsere Rinder in Deutschland und werden auch "Aleman" genannt. In dentieferen, warmen Trockenregionen grast eine eher buckelige Rasse. Und - wie schon gesagt - auch die Temperaturen erinnern an Deutschland. Beim Autofahren werden wir von so vielen Menschen freundlich gegrüßt, dass es schwer fällt, die Hände am Lenkrad zu haben. Die Militärpolizei bergüßt und regelmäßig per Handschlag und der "Daumen nach oben" ist manchmal ein freundlicher Gruß, machmal das Zeichen für einen sicheren Straßenabschnitt.

El Penol (17.03.2017)

Etwas entfernt von der Hauptroute liegt eine riesige Seenlandschaft, die von einem etwa 200 Meter hohen Felskoloss überragt wird. Nicht allzu zimperlich haben die Kolumbianer einen breiten Riß in diesem Fels genutzt, um eine Betontreppe mit insgesamt 741 Stufen hinauf auf den oben befindlichen Aussichtsturm zu bauen. Es ist Sonntag und bevor wir unseren Besuch des Felsens beginnen können, müssen wir auf dem Parkplatz noch einige Besuchergruppen durch unser mobiles Zuhause führen. Auto mit Küche, Bad und Kühlschank - so etwas kennen die Kolumbianer nicht. Wir bekommen mit, wie ein Vater seinem Sohn erklärt: "Das ist ein Krankenwagen aus Deutschland!" Andere lassen sich vor unserem Auto fotografieren. Es ist schon ein wenig lustig, das aus einiger Entfernung zu beobachten. Ach so ja,der Felsen. Die Aussicht ist tatsächlich atemberaubend, weil man eine 360 Grad Rundumsicht über das Seengebiet hat.

Durch die Zentralcordilleren nach Osten (vom 20.03.2017)

Wir verbringen zwei Nächte am Rio Claro, der normalerweise kristallklar sein soll. Die Regenfälle der letzten Tage haben ihn aber zu einem braunen, lehmigen Fluß gemacht, der sich erst allmählich klärt. Im Naturpark "Rio Claro" gibt es verschiedene Angebote, die Natur hautnah zu erleben. Horden von Affen schwingen sich durch die Bäume des geschützten Urwaldes mit dessen Lebensader, dem Rio Claro.
Die Fahrt nach Villa de Leyva wird etwas anders als geplant. In der Karte sehen wir die gelbe Straße "60" über die Zentralcordilleren. Die ersten 16 Kilometer sind glatter Ashalt, dann kommt ein mieser Weg durch ein kleines Örtchen, wo wir nach Chquiquira fragen. Ja, da geht es weiter. Als wir den Ort verlassen, wird uns nach einigen Kilometern klar, dass es ein ausgewaschener Feldweg bleiben wird. Wir rechnen unsere Geschwindigkeit hoch. Für die 80 Kilometer werden wir mehr  als einen Tag brauchen! Also kehren wir um und versuchen es etwas weiter nördlich. Doch wir sind einige Jahre zu früh. Zwar wird hier an einigen Stellen schon gebaut, aber die Straße ist abschnittsweise so mies und schlammig, dass wir ohne Untersetzungsgetriebe keine Chance hätten. Es droht dunkel zu werden und wir fragen an einer Holzhütte in einer Straßenkurve, ob wir hier übernachten dürfen. Es gibt hier nur wenige Optionen. Die freundliche Familie hat oberhalb der Straße ihre Holzhütte mit etwas Viehzeug und auf "unserer" Straßenseite einen kleinen Platz, wo auch ihr Motorrad geparkt ist. Am Abend besucht uns Juan, das mittlere Kind der dreiköpfigen Familie. Er und seine ältere Schwester gehen schon zur Schule. Er ist sieben Jahre alt. Zur Schule muss er 20 Minuten an der Straße entlang in den nächsten Ort laufen. Am nächsten Morgen weckt uns das Geflügel recht früh. Die Geschwisterkinder verschwinden je mit einem aufgeschnittenen Kanister mit Tragegurt hinter einem kleinen Schuppen an der Straße und kommen nach kurzer Zeit fertig für die Schule in schneeweißen Hemden wieder hervor. Dann werden sie von einem vorbeikommenden Motorrad mitgenommen.
Stellenweise wird die Straße besser und wir können auf bis zu 30 km/h beschleunigen. So erreichen wir nach längerer Fahrt die Kolionialstadt "Villa de Leyva". Sie hat den größten Marktplatz Kolumbiens. Der Ort liegt auf 2200 Metern Höhe und der Markt dient seit präkolumbianischer Zeit bis in die Gegenwart als Treffpunkt für Astronomen. Anders als andere Kolonialstädte ist in Villa de Leyva  nicht alles bunt. Die Hauswände sind weiß und die Dächer ziegelrot. Ein aufgeräumter kleiner Ort.

Über Bogota wieder nach Westen (vom 20.03.2017)

Ein ziemlich ungewöhnliches Highlight finden wir etwa 25 Kilometer nördlich der Hauptstadt bei Zipaquira tief unter der Erde. Ein 200 Jahre altes Salzbergwerk wurde in den 90er Jahren zu einer unterirdischen Kathedrale umgebaut. Tatsächlich ist es ein ganzes System an Gängen, Kapellen und Kirchen, alle einzugartig beleuchtet.
Das Verkehrschaos von Bogota lassen wir möglichst schnell hinter uns und fahren erneut über die Zentralcordilleren. Die grüne Berglandschaft erinnert uns abwechseln an Bayern, die Mittelgebirge oder die Schweiz. Die Regenfälle haben an kühn ausgebildeten Böschungen für Erdrutsche gesorgt, sodass nur eine Fahrbahn zur Verfügung steht. LKW, die kaum überholt werden können, kosten uns allerhand Zeit. Nähert man sich einem Solchen, kann man oft nicht erkennen, ob er gerade fährt oder brennt. Unser Ziel ist Salento. An einem Hostal mit kleinem Camping kommt es endlich zu unserem kleinen Tischer-Wohnkabinen-Treffen, diesmal mit unseren Autos. Wir besichtigen hier im Hochland ausführlich eine Kaffeefarm und machen eine Schlammwanderung durch das "Valle de Cocora", wo eine auffällig hohe Wachspalmensorte zu finden ist.

Der Süden Kolumbiens (vom 20.03.2017)

Zwischen Zentral- und den Occidental-Cordilleren fahren wir zunächst auf hervorragender, gerader Straße nach Süden. Immer wieder sehen wir auf der Autopista die gewaltigen "Trenes de Canero", das sind Zugmaschinen mit bis zu fünf großen Anhängern, voll beladen mit Zuckerrohr.
Fast schon an der Grenze zu Ecuador, machen wir noch einen Abstecher in die Berge. Vorbei an unzähligen, primitiven Ziegeleien fahren wir über eine Piste hinauf zum Vulkan Azufral. Oben gibt es einen Parkwächter, der sich über unser Kommen sehr zu freuen scheint und uns erlaubt, hier oben in 3661 Metern Höhe zu übernachten. Zum Frühstück müssen Tee und Kaffee 88 Grad heißes Wasser genügen, mehr geht hier oben nicht. Die letzten 340 Höhenmeter und sieben Kilometer hinauf zum Kratersee, der "Laguna Verde" bewältigen wir am nächsten Vormittag. Wir haben Glück, dass die Wolken aufziehen und wir somit einen tollen Blick auf den grünen See mit seinen rauchenden "Fumaroles" haben. Es riecht nach Schwefel. Am Nachmittag haben wir noch genug Zeit, zur Grenze Ecuadors zu fahren.