Lagunenroute, Bolivien

Mariposa Monarca (15.12.2016)

Wir befinden uns definitiv im Hochland Mexikos. Der Augangspunkt zu den Überwinterungsplätzen der rätselhaften Monarchfalter liegt auf 3300 Metern Höhe. Wir kommen am späten Nachmittag an und unternehmen noch einen kleinen Spaziergang in den Bergen. Die letzten Nächte hatten wir auf nur 2000 Metern Höhe verbracht. ab 2500 Meterm soll man ja aufpassen und nicht mehr als 300 bis 400 Meter Schlafhöhe pro Tag steigern. Trotzdem schlafen wir recht ruhig, ein gutes Zeichen.
Das Rätsel um den Monarchfalter besteht darin, herauszufinden, wie die Ururenkel der losfliegenden Exemplare immer wieder nach Hause finden. Dank ihrer sparsamen Technik fliegen vier Generationen nacheinander immerhin bis zu 4000 Kilometer plus Rückweg. Ihre Sommerresidenzen liegen in Kanada und im Norden der USA.
Sobald die Sonne am späten Vormittag genug Kraft hat, sind die Wiesen und Hänge voll von Faltern. Ein im Eintrittspreis enthaltener (haha ;-) ) Guide führt uns zu einem sehr kleinen Waldstück, in dem Abermillionen von Monarchfaltern in den Bäumen hängen und von hier aus auf Nahrungssuche gehen.
Der Guide ist etwas überrascht, dass wir sein Gehtempo halten können. Der Pferdehochbringservice, der uns eine ganze Zeit lang voller Hoffnung auf ein Geschäft begleitet hat, dreht enttäuscht um. Wir erreichen das kleine Waldstück, in dem Millionen von Monarchfaltern überwintern. Das Schutzgebiet ist mit einer provisorischen, blauen Leine markiert. Wir können hier solange aufhalten, wie wir wollen. Auf dem Rückweg kommen wir noch an mehreren Aussichtspunkten vorbei. Auch hier ziehen viele Falter vorbei.
Noch am Nachmittag starten wir in Richtung Popokatepetel und wollen in Metepec einen Zwischenhalt einlagen. Aber wir machen einen richtig doofen Fehler. Statt der Koordinaten haben wir den Ortsnamen eingegeben. Doch diesen gibt es hier mehrfach, wie wir jetzt wissen!
Als wir unseren Fehler bemerken, gibt es nur noch den den Weg mitten durch Mexico-Stadt. Bestimmt eine Reise wert, aber für uns zu einfach groß. Ein paar Tage sollte man sich hier schon Zeit nehmen. In Mexico-Stadt gibt es offenbar keine Schnellstraßen, nur Langsamstraßen. Aufgrund mangelnder Ortskenntnis und der schwierigen Beschilderung geraten wir in die Innenstadt. Es ist ein Werktag, gegen 17 Uhr! Die Verkehrsdichte ist extrem hoch und die Fahrspuren sind schmal. Aber auch im dichten Verkehr überholen Motorräder von rechts und links, auch wenn kaum Platz zum Nebenmann ist.
Irgendwann sind wir aus dem Dickicht heraus und finden gleich hinter Amecameca unseren Traumort: "San Diego Huehuecalco"! Kennt kein Mensch, aber es gibbt hier tatsächlich KEINE TOPES, GAR KEINE! Das gibt es doch gar nicht. Ein Topesfreier Ort! Ein Übernachtungsplätzchen finden wir erst in der Dunkelheit ein gutes Stück unterhalb der Popokatepetel.


Popo und Izta (15.12.2016)

Nach wenigen hundert Höhenmetern erreichen wir den Cortez-Pass zwischen den Zwillingsvulkanen Popocatepetl und Iztaccihuatl. Der "Popo" ist allerdings noch aktiv und er raucht fleißig vor ich hin. Noch im März musste der Flughafen vom nahe gelegenen "Mexico"  wegen Ascheregen gesperrt werden (die Mexikaner sagen tatsächlich nur "Mexico" und nicht "Mexico-Stadt" oder so).
Das "Visitorcenter" ist mehr ein mexikanischer USA-Abklatsch mit durchgesessenen Möbeln, aber ganz sympatisch. Nachden wir die "Erlaubnis" bezahlt haben, dürfen wir die gelbe Schranke selbst öffnen und die 7 km langsam zum Parkplatz für die Besteigung des Iztaccihuatl hoppeln.
Eine FES-Spezialeinheit der mexikanischen Marines ist hier oben in den Bergen in einem riesigen Wohnwagen stationiert und passt auf, dass keiner die beiden Vulkane klaut. Eine Dreiergruppe muss heute auf den Izta aufpassen und ist zu Fuß auf den Weg dorthin. Die drei haben aber gar keine Lust auf die sieben Kilometer Staubpiste zu Fuß. Als sie uns lieb fragen, setzen wir Einen auf den Beifahrersitz und Margit geht mit den anderen Beiden samt Sturmgewehr in die Wohnkabine. Diesmal achten auch wir darauf, dass die drei nichts vergessen, so wie damals in der Türkei. Wir wollen schließlich nicht mit einer Waffe der mexikanischen Streitkräfte erwischt werden.
Und unser Auto schlägt sich in einer Höhe von 4000 Metern prächtig. Etwa weniger Leistung hat er, aber er rußt gar nicht. Das Abgas hat einen kleinen Beigeruch, das ist es.
Wir wandern bei traumhaftem Wetter zu einem 4200 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt mit Blick auf den Popocatepetl. Dann fahren wir auf der Ostseite über eine Piste hinunter, um einen Campingplatz in Cholula zu erreichen. Die Piste erspart uns einen großen Umweg um das gesamte Vulkanmassiv. Hier unten erst realisieren wir, was für ein feiner, schmieriger Vulkanstaub dort oben vom Wind in unser Auto gefegt wurde.


Cholula und Puebla (vom 19.12.2016)

Cholula ist ein weniger bekannter Vorort der VW-Stadt Puebla. In Cholula allerdings gibt es nicht nur eine schöne mexikanische Innenstadt im Stil ihres Kolonialerbes mit einem belebten Markt, sondern auch die dem Volumen nach größte bekannte Pyramide der Welt. Doch auf den ersten Blick sieht man nur einen riesigen Berg mit einer Kirche drauf. Unbekannt ist, ob die Spanier damals unter Hernan Cortes die Pyramide einfach zugeschüttet haben, oder ob sie schon so praktisch als "Berg" vorgefunden wurde. In jedem Fall wurde obendrauf von den Spaniern eine prachtvolle Kirche errichtet.
Durch die Pyramide gibt es inzwischen wieder einen Besuchergang und auf zwei Seiten wurden große Teile ausgegraben und restauriert. Der Rest gleicht einem knapp 70 Meter hohen Berg gleich am Stadtzentrum.
Die Innenstadt von Puebla liegt von unserem Campingplatz etwas zwölf Kilometer entfernt. Wir denken nicht einmal daran, mit unserem Auto hinein zu fahren. Der Bus fährt nur wenige hundert Meter entfernt los. Bus - naja, denkt euch mal einen etwas älteren Bus, OK - und jetzt noch älter, und jetzt etwas "individueller". Ein mit blauen LED verziertes, blinkendes "Mutter-Gottes-Bild" vorne über der Scheibe, dazu laute Musik. Wir zahlen für die Fahrt etwa 35 Euro-Cent pro Person und hatten ganz sicher den schnellsten Busfahrer Mexikos ;-).
Puebla ist absolut sehenswert mit seinen vielen Kirchen, seiner besonderen Fußgängerstraße und seinem olympischen Park gleich neben dem Museum, in dem viel über die Auseinandersetzungen mit den Spaniern, Franzosen und Amerikanern berichtet wird.
 

Teotihuacan (vom 19.12.2016)

Auf dem RV-Park haben wir uns wieder mit Verena und Tom verabredet. Allerding um einen Tag versetzt, so dass wir uns zunächst noch die antike Stätte  mit Sonnen- und Mondpyraide sowie der "Straße der Toten" anschauen.
Dass es auf dem Gelände brennt, sehen wir oben vom Dach der Sonnenpyramide aus. In Deutschland wäre vermutlich das Gelände evakuiert worden und mehrere Löschzüge angerückt. Die Besucher laufen weiter durch den dichten Rauch und ein Pickup nähert sich. Zwei Männer versuchen mit Reisigbüscheln, das Feuer auszuschlagen. Das Feuer durchquert schnell ein Wäldchen. Inzwischen, nach einer guten halben Stunde sind zwei kleine Tanklaster vor Ort, die normalerweise Trinkwasser ausliefern. Das Feuer kommt weitgehehen von alleine an der S"Straße der Toten", dem Hauptweg durch das Gelände, zum Erliegen.
Der Blick herunter von der Sonnenpyramide ist einmalig, genau wie der Blick entlang der "Straße der Toten", der die Mondpyramide immer wieder anders erscheinen lässt. Man ahnt, welche besondere Bedeutung letztere damals hatte.
Als wir zurück sind, entwickelt sich ein Abend mit herrlichen "Geschwatze".


El Tajin (vom 20.12.2016)

Für die Fahrt aus dem über 2300 Meter hoch liegenden mexikanischen Hochland zu der Tempelstadt "El Tajin" auf nur 100 Metern Höhe entscheiden wir uns für die topesfreie Autobahn. Unterwegs geraten wir in den hier typischen Nebel und es kühlt ab auf gerade mal 12 Grad Celsius. Und das unweit des Golf von Mexiko!
In El Tajin beschließen wir, die alte Tempelstadt erst am folgenden Tag zu besichtigen und beziehen einen Wiesenplatz direkt an der antiken Stätte.
Vor der historischen Stätte zeigen die traditionellen "Fliegenden Tänzer" ihre Künste. Vier Männer klettern in ihren Gewändern auf einen zwanzig Meter hohen Mast. Dabei sitzen Sie auf einem wackeligen Holzgestell und wickeln vier Seile sorgfältig um den Stahlmast. Dann klettert ein Junge hoch zu ihnen und beginnt oben auf der Mastspitze (!) stehend (!), mit Trommel und Flöte zu musizieren. Die Männer haben sich in ihr Seil eingebunden und bewegen sich nun zur Musik langsam, in der Art eines Kettenkarussells, zu Boden. Der Junge musiziert immer noch oben auf (!) der Mastspitze. Als auch er dann zu Boden steigt, erhalten die Artisten ihren gemeinsamen Applaus. Inzwischen hat der sechste und wichtigste Mann von jedem Zuschauer umgerechnet einen Euro kassiert.
Wir haben einen prima Tag erwischt, die Ausgrabungsstätte im Regenwald bei diesem Wetter erleben zu dürfen ;-). Der Sprühregen lasst sogar gegen Mittag nach, hinterlässt jedoch einen wundersamen Nebel. Alles ist grün und wir erleben das Gelände so, wie es schon vor tausenden Jahren war.
Die Toiletten im Besucherzentrum sind in spanisch, englisch und "aztekisch" beschriftet. Kann ja sein, dass ein Zeitgenosse noch hierher findet.
Die besonders berühmte Nischenpyramide haben wir übrigens sicherheitshalber mal nachgezählt - auf 365 Nischen (die Tage im Jahr) sind wir nicht gekommen. 22-19-16-13-10-7- und dann ganz oben 5(!) Nischen (minus drei, häää !?!) finden wir in den einzelnen Stufen. Das sind 92 Nischen mal vier Seiten. OK, die Vorderseite wirkt so, als sei dort erst nachher der Aufgang hinzu gebaut worden. Also vielleicht doch weniger Nischen! Aber dann viel weniger als 365! Die Erklärungen sind dürftig und die Tafeln verblichen. Doch 365 Nischen an dieser Pyramide zu erkennen braucht bestimmt jede Menge Tequilla, der ja hier quasi unbegrenzt zur Verfügung steht!
Trotzdem ist das Gelände völlig anders als alles, was wir bisher besichtigt haben, und damit ganz sicher die Anreise wert!