Lagunenroute, Bolivien

Biberfelle, Goldrausch im Cariboo und die Coast Mountains (vom 29.08.2016)

Nachdem wir in der Gegend um Kitwanga herum genug kunstvoll hergestellte Totempfähle gesehen haben, wenden wir uns zunächst den vielen Flüssen zu. Es wimmelt und zappelt überall von Lachsen und gelegentlich findet ein Exemplar den Weg zu und in die Pfanne (über den Umweg eines Fachhandels). Auch die rötlichen Sockeyes sind hier keine Seltenheit. Einzelne Flüsse verbergen die Fische im sedimentgetrübten Wasser, andere sind kristallklar. Im Fraser River wurden schon bis zu 6 Meter lange und 400 kg schwere Störe gesichtet. Da wir das aus unterschiedlichen Quellen haben, gehen wir mal davon aus, dass es sich nicht um reines Anglerlatein handelt, sondern um wissenschaftlich belegte Legenden ;-)

Nun folgt der geschichtliche Teil. Fort St. James war einst die Metropole des Pelztierhandels. Von hier aus wurde der europäische Hunger nach den begehrten Fellen gestillt. Allerdings gab es zuvor noch lange und gefährliche Wege quer durch den Kontinent und über Ozeane zu bewältigen. DIese dauerten meist mehrere Monate. Kostümierte Darsteller erzählen plastisch über die Pelze, die Routen, den Warenhandel und das Leben im 19. Jahrhundert. Waren wurden in Biberpelzen ausgezeichnet. Aus diesem wurden damals die feinen Hüte hergestellt. Hoher Aufwand wurden betrieben, um neue Routen zu erkunden. Für so eine Entdeckung fiel dann schon mal als Belohnung ein Flussname oder sogar ein bequemer Verwaltungsposten ab. Spaß hatte damals auch sinen Platz. Hühnerrenne wurden in Ermangelung an Pferden dazu abgehalten. War der Winter streng und hatte man keine Lust mehr auf den harten, getrockneten Lachs, wurde es allerdings mit dem Hühnerrennen schwierig.

Südöstlich von Prince George schließt sich das Cariboo-Gebirge an. Als dort Mitte des 19. Jahrhunderts der erste Klumpen Gold gefunden wurde, zog es neben Vertretern der britischen Krone auch reichlich Abenteurer in das damals noch nicht zu Kanada gehörende British Columbia. Barkerville war einer der Hauptorte, wo die Schürfer ihre Claims markierten. Im dort fließenden Williams Creek erprobte man immer tollere Maschinen, um an das Edelmetall zu kommen. Hier fand man eine besonders reine Qualität. Barkerville ist stolz darauf, heute immer noch lebendig zu sein. Gesorgt wird dafür von kostümierten Schauspielern, die gut recherchierte Geschichten in unterschiedlicher Form darbieten. Hier werden Claims verkauft, dort gibt es Zoff auf der Straße, da eine Gerichtsverhandlung oder einfach eine Stadtführung in der Zeit von 1852. Hut ab! Die 80 km lange Stichstraße in die Berge hat sich gelohnt! Die Szenerie ist gut für einen ganzen Tag! Ab hier südwärts haben wir es mit lauter Orte zu tun, die sich auf den Weg der Goldsucher beziehen. Von Lillooet aus wurde in Meilen gemessen, also heißen kosequenter Weise Orte "150 Mile House", "108 Mile Ranch", "100 Mile House", "93 Mile", "70 Mile House" usw. Straßen und Flüsse werden zum Teil nach dem selben Schema benannt. Dann die Meile 0: Lillooet. Im einst florierenden Ort nehmen wir eine gewisse Trostlosigkeit wahr. Auch die deutsche Bäckerei, die in verschiedenen Reiseführern erwähnt wird, ist zu!

Von Lillooet aus folgen wir dem Highway 99 durch die Coast Mountains nach Süden. Aus Gründen, die wir nicht kennen, ist diese Strecke in unserer Karte nicht grün unterlegt. Völlig zu unrecht, denn sie führt uns über viele Kurven durch eine wunderschöne Bergwelt und braucht den Vergleich mit dem Icefields Parkway nicht zu scheuen. Gletscher, Flüsse und türkisfarbene Seen wollen erwandert werden.


Vancouver (vom 31.08.2016)

Unseren Offroad-Übernachtungsplatz am Fluss geben wir nur ungern frei, aber wir haben uns noch ein letztes Wanderziel in Kanada vorgenommen. Die Vier-Seen-Runde liegt nicht mehr im alpinen Bereich und hat deswegen eine entsprechende Vegetation zu bieten. Wir bekommen einen Vorgeschmack auf die Redwoods. Hier sind die Baumriesen bereits gefällt, aber die Wurzelstümpfe lassen ein beträchtliches Alter erahnen.
Vancouver empfängt uns am späten Nachmittag mit einem eher europäischen Fahrstil, den wir in dieser Hast gar nicht mehr gewohnt sind. Den Besuch der Stadt (auch ungewohnt viele Menschen) beschränken wir auf Downtown und Gastown, wo schöne alte Häuser neben den Wolkenkratzern bestehen. Die alte Dampfuhr zieht viele Besucher an. Mit ihren sieben Kugeln und dem dampfmotorbetriebenen Aufzug lässt sie das Publikum raten, wie das wohl funktioniert. Dann bläst sie zur Viertelstunde ihre Melodie.
Die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit führt uns zunächst aus der Innenstadt hinaus nach Süden nach Richmond. Dann folgen wir dem Weg zu einer Cannery, einer ehemaligen Fischdosenfabrik an der Mündung des Fraser-Rivers. Der einzige Parkplatz, der keine Beschränkungen beschildert hat, völlig leer ist und zudem auch noch sehr ruhig liegt, beschert und eine sehr ruhige Nacht.
Als wir wieder aufwachen ist die Parkfläche um uns herum komplett belegt. Wir stellen fest, dass wir gleich an der Britannia Werft geparkt haben, einem zur National Historc Site erhobenem Ort. Morgens begeistern uns die liebevoll hergerichteten kleinen Häuser von Verwaltern und Arbeitern. Chinesen, First Nations und Europäern. Das waren damals die drei Arbeiterklassen, die hier Schiffe gebaut, Fisch gefangen und selbigen eingedost haben. Wir schließen eine Führung in der "Gulf of Georgia Cannery" an und lernen über die Geschichte der Region viel mehr als nur Dosenfutter.
Auf dem Rückweg zum Auto suchen wir eigentlich nach einem zur Stimmung passenden Fischlokal, als es passiert! Plötzlich und völlig unerwartet zieht es unsere Nasen um die Ecke in einen Eingang hinein. Etwas mit dem wir hier absolut nicht mehr gerechnet hätten. Es duftet nach Brot! Nach richtigem Brot! Aus echtem Mehl! Mit Kruste und richtig frisch! Und noch warm! Die zehn Dollar sind gut angelegt und der Plan mit dem Fisch ist Geschichte. "Darf ich es auch ein Stück tragen?". "Du hattest es schon so lange!". So das Gespräch auf dem restlichen Weg zum Auto. Was dort geschah ...
Über den Highway nähern wir uns gesättigt der Grenze zur USA. Visum oder ESTA haben wir nicht. Wir bekommen nach kurzem Gespräch einen gelben Zettel an die Scheibe gepappt und brauchen ein "I94" sowie eine "Agriculture Control". Im Zollgebäude werden wir freundlich und mit zuvorkommender Sachlichkeit behandelt. Eine Dame und ein Herr fragen uns nach der Einfuhr deklarationspflichtiger Dinge. Wir geben wahrheitsgemäß an, im Kühlschrank eine halbe Gurke, eine betagte Nektarine und eine angebrochene Tüte Milch zu haben. Das entsprechende Kreuzchen auf dem Formular lassen wir weg. Die beiden Zollbeamten inspizieren in unserer Abwesenheit vermutlich Auto und Kabine (wir hatten ihnen jedenfalls die verschiedenen Schlüssel erklärt) und kommen mit zufriedener Mine zurück. Nichts fehlt. Wir dürfen in die USA!


Das war Kanada! (vom 31.08.2016)

Wir haben nun das zweitgrößte Land der Erde von Ost nach West, vom Atlantik zum Pazifik und dabei fünf Zeitzonen durchquert. Wir haben viele Wälder, Seen, Gletscher und Flüsse gesehen. Wir sind dabei über elfeinhalbtausend Kilometer mit dem Auto gefahren und haben eine ganze Strecke zu Fuß zurückgelegt. Was uns aber besonders haften bleiben wird, das sind die vielen tollen Menschen, die wir hier treffen durften. Dazu eine uns völlig neuartige Tierwelt. Wir haben viel über die noch recht junge Historie dieses Landes erfahren, über die Menschen, die hier leben und über deren Weltbild. Es wäre schade, nicht hier gewesen zu sein!